Büxenstein, Wilhelm [1]

[1094] Büxenstein, W. Am 1. Oktober 1852 begründete der Kommerzienrat Wilhelm Büxenstein, der seine Ausbildung bei Trowitzsch & Sohn genossen hatte[1094] und als ein tüchtiger Akzidenzsetzer bekannt war, die Druckerei in dem Hause An der Schleuse 2 in Berlin mit einer Sutterschen Handpresse und Schriftmaterial in ziemlich bescheidenem Umfange. Dank der Fähigkeiten und der Energie Büxensteins wurden dort die Räume aber bald zu eng und die Druckerei, die 1856 schon 13 Gehilfen beschäftigte, wurde nach Königstraße 43 verlegt. Schon 1859 machte die weitere Ausdehnung des Geschäfts wieder eine Veränderung nötig und die Druckerei siedelte mit 3 Schnellpressen nach Wallstraße 26, später nach Niederwallstraße 22 über.

Dort nahm das Geschäft einen bedeutenden Aufschwung und erlangte eine führende Stellung im Akzidenz- und Farbendruck; dort entstanden jene ersten, die Bewunderung der Fachwelt erregenden Probeblätter der Schriftgießerei Wilhelm Woellmer, die nicht unwesentlich dazu beitrugen, den Woellmerschen Erzeugnissen die Welt zu erobern und den Besitzer dieser Gießerei zu neuen Schöpfungen anzuregen. Daneben war die Offizin Büxenstein die Bildungsstätte jener Akzidenzsetzer, welche das spröde Material der Messinglinien zu den verschiedenartigsten Formen und Satzgebilden gefügig zu machen wußten und noch heute Staunen erregende Satzkunststücke herstellten.

Unter solchen Verhältnissen wurden auch die Räume in der Niederwallstraße, in denen der Sohn Wilhelm Büxenstein seine Ausbildung erhielt, bald zu eng und es entstand, energisch angeregt durch des letzteren lebhaften Geist und sein Interesse für die Entwicklung des Geschäfts, der unter den Berliner Druckstätten jener Zeit hervorragende Neubau Zimmerstraße 40-41, in dem sich die Druckerei auch nach der Seite des modernen Zeitungsbetriebes mehr und mehr ausgestaltete und einen universelleren Charakter annahm.

Bereits einige Jahre vor der Uebersiedelung nach dem neuen Heim trat Georg Büxenstein als Sozius in die Firma ein; er nahm ein reges Interesse an allen Bestrebungen zur Förderung der Druckkunst und hat damals in Gemeinschaft mit seinem Freunde Hugo Bernstein viel dazu beigetragen, die Sitzungen der Berliner Typographischen Gesellschaft zu beleben und anregend zu gestalten.

Im Jahre 1886 schied Wilhelm Büxenstein nach schwerem Leiden aus dem Leben. Die Druckerei beschäftigte damals bereits gegen 300 Arbeiter. Zu jener Zeit nahm Georg Büxenstein den langjährigen Mitarbeiter und Prokuristen Otto Benstein als Sozius in die Firma auf, er selbst aber trat als Vorsitzender des Bundes der Berliner Buchdruckereibesitzer sowie in anderen hervorragenden Ehrenämtern der Berufsvereinigungen, insbesondere der[1095] Tarifgemeinschaft, mehr und mehr in die breitere Oeffentlichkeit und errang sich die Anerkennung seiner Fachgenossen.

Im Jahre 1893, nachdem vorher bereits ein Teil des Betriebes an den Verleger des »Berliner Lokalanzeigers«, der hier begründet worden, abgetreten worden war, wurde der neue Prachtbau Friedrichstraße 239 mit seiner wirkungsvollen Fassade bezogen und hier entfaltete sich der Betrieb nach einer neuen Seite hin, im Dreifarbendruck in kunstvollendeter Ausführung, in hervorragender Weise und zog anderseits die Setzmaschine zur Bewältigung neuer Aufgaben auf dem Gebiete des Zeitungswesens in den Bereich der Betriebsmittel. Die gewaltige Ausdehnung des Betriebes in dem neuen Heim, das sich bald wieder als zu eng erwies, machte ein Uebergreifen auf die Nachbargrundstücke Friedrichstraße 239 und Wilhelmstraße 9 notwendig und ließ eine Verteilung der Arbeit auf mehrere Schultern wünschenswert erscheinen. Im Jahre 1894 trat Julius Becker und nach dessen Ausscheiden im Jahre 1898 der Buchdruckereibesitzer Martin Oldenbourg als Teilhaber in die Firma ein.

Der weitverzweigte Betrieb, der heute in seiner Gesamtheit an Umfang in Berlin wohl nur von der Reichsdruckerei übertroffen wird, zählt mehr als 700 Angestellte und arbeitet mit 5 Rotationsmaschinen, 50 Schnellpressen und unzähligen Hilfsmaschinen – ein Aufschwung, wie ihn in einer Spanne von 50 Jahren nur vereinzelt graphische Betriebe zu verzeichnen haben dürften.

Die Entwickelung des modernen Buchdruck-Maschinenbaues in Deutschland ist großenteils auf die Anregungen zurückzuführen, die von Georg Büxenstein nach seiner Rückkehr von Chicago, wo er als Juror der deutschen Abteilung tätig war, ausgingen. Ganz besondere Verdienste aber hat sich Georg Büxenstein auf sozialem Gebiet erworben durch die seit dem Jahre 1896 bestehende und von ihm geleitete Tarif-Organisation mit dem Tarif-Amt der Deutschen Buchdrucker als oberster Behörde und seine erfolgreichen Bemühungen zur Erhaltung des sozialen Friedens im deutschen Buchdruckgewerbe. Die Verdienste Georg Büxensteins sind auch von höchster Stelle durch mehrfache Auszeichnungen und durch die Ernennung zum Königlichen Kommerzienrat gewürdigt worden.

Quellen: Festschrift der Firma Büxenstein 1902.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1094-1096.
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Schmidt-1902: Büxenstein, Wilhelm [2]