Dannheimer, Tobias

[164] Dannheimer, Tobias. Tobias Dannheimer wurde als armer Schuhmacherssohn in Kempten geboren und sollte des Vaters Handwerk erlernen. Durch den Syndicus von Abele, seinen Gönner, wurde er der Druckerei zugeführt. Nach der Lehrzeit kam er in die 1783 gegründete Trattnersche Buchdruckerei nach Wien, ging dann nach Preßburg und kehrte hierauf in die Heimat zurück, um die von Abelesche Buchdruckerei in Kempten, welche inzwischen in andern Besitz übergangen war, für eigene Rechnung zu übernehmen. Als er dieselbe in Verbindung mit der Buchhandlung am 15. Januar 1794 um 7066 fl. ankaufte, bestand seine Barschaft in fünfzig Gulden. von Abele und der Bierbrauer Christoph Langenmayr garantierten für Kapital und Zinsen, und so begann Dannheimer sein Geschäft und schwang sich durch Einsicht, Thätigkeit, Mäßigkeit und Rechtschaffenheit zu Wohlstand und Ansehen empor. 1816 errichtete er eine Steindruckerei und bei seinem 50jährigen Geschäftsjubiläum im Jahre 1844 wurde in der Buchdruckerei die erste mechanische Schnellpresse aufgestellt. Der Verlagskatalog weist gegen 500 verschiedene Werke nach, welche im Laufe der Jahre auch aus der Dannheimerschen Buchdruckerei hervorgingen.

Das Jahr 1800 hätte ihm um ein Haar Palms Schicksal bereitet. Die Franzosen hatten durch Denunziation erfahren, daß in der bei Dannheimer erscheinenden Kemptener Zeitung ein sie beleidigender Artikel stehe. Redakteur und Verleger wurden alsbald gefangen gesetzt und nur den Bitten einer edelen Frau gelang es, den französischen General zu erweichen, er ließ die Gefangenen nach 4 Tagen frei; es war höchste Zeit, denn schon sollten sie ins französische Hauptquartier abgeführt werden, um dort den Tod durch Erschießen zu erleiden.

Mit 17 Jahren Bürgersoldat, verließ Dannheimer erst mit 62 Jahren als vieljähriger Schützenhauptmann das Kemptener Landwehrbataillon. Schon unter der Reichsstadt hatte das öffentliche[164] Vertrauen den jungen Bürger unter die Zwanziger, in den Großen Rat, berufen, und nach der Mediatisierung besorgte er unter dem damaligen Verwaltungsrat die Administration mehrerer Stiftungen. 1818 wurde er zum Mitglied des neuen Magistrats gewählt, in welcher Stellung er sechs Jahre hindurch mit aufopfernder Hingebung sich unermüdet zeigte. An den Beratungen des Landrats von Schwaben und Neuburg nahm er eine Reihe von Jahren als Vertrauensmann seiner Vaterstadt teil.

Dannheimer starb im 92. Lebensjahre, am 29. 7. 1861; das Geschäft wurde im Auftrage der Erben von dem Prokuristen Tob. Aug. Schachenmayer weitergeführt und 1872 an Heinrich und Carl Dannheimer verkauft; aus deren Besitz ging es 1884 an Wilhelm Dannheimer über.

Quellen: Kemptener Zeitung 1844 und 1861.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 164-165.
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