Elwert, Noa Gottfried

[203] Elwert, N. G. Noa Gottfried Elwert, als Sohn eines Buchdruckers am 9. 9. 1807 in Reutlingen geboren, erlernte die Druckerkunst bei seinem Stiefvater J. Heerbrandt. 1824 vom Reutlinger Gewerk als zünftiger Drucker losgesprochen, erlernte er nunmehr in Cannstadt auch den Buchhandel, ging nach Ludwigsburg, Frankfurt a. M. und kam 1828 in die Kriegerische Buchhandlung nach Marburg, die am 1. Januar 1831 in sein Eigentum überging.

Johann Christian Krieger, der Gründer der J. C. Kriegerschen Buchhandlung in Marburg, aus Gießen (geb. 4. 3. 1746, gest. 31. 12. 1825), wollte sich anfangs dem Studium der Medizin widmen; er erlernte den Buchhandel in Nürnberg und kam dann in das seit 1730 in Gießen bestehende väterliche Geschäft, welches er noch 5 Jahre nach dem 1775 erfolgten Tode seines Vaters leitete; er gründete 1779 in Gießen ein eigenes Geschäft unter der Firma Krieger der jüngere.[203]

Am 18. Juli 1783 wurde ihm ein Privilegium zur Gründung einer Buchhandlung und Druckerei in Marburg erteilt, daneben hat er eine zeitlang auch sein Gießener Geschäft noch weitergeführt.

Krieger besaß einen bedeutenden Verlag; für den Buchhändler ganz besonders interessant ist sein 17 Jahre lang erschienenes, von ihm im März 1820 ins Leben gerufenes »Wochenblatt für Buchhändler, Antiquare, Musik- und Disputenhändler«, er gab ferner heraus das »Handbuch der Litteratur der Gewerbskunde« 1815-20, mit Nachtrag 1822.

Nach Kriegers Tode wurde das Geschäft unter derselben Firma von seiner Gattin S. Krieger, geb. Kempf, und deren Bruder Ludwig Kempf, sowie dessen Sohn Karl Kempf, jedoch nur 4 Jahre, 1826-1830, weitergeführt. 1831 wurde die Handlung geteilt und zwar ging Karl Kempf selbst nach Kassel, wo schon 1807 Krieger eine Filiale gegründet hatte, welche durch diese Vereinigung später das Kriegersche Hauptgeschäft wurde. Kempf verkaufte die J. C. Kriegersche Buchhandlung in Kassel 1863 an Hofbuchhändler Theodor Kay.

Die Marburger Sortimentsbuchhandlung, Buchdruckerei und Antiquariat gingen 1831 an Noa Gottfried Elwert (gest. 6. 11. 1873) über, welcher das Geschäft unter der Firma N. Gottfr. Elwert's Universitäts-Buchhandlung weiterführte und alsbald durch einen selbständigen Verlag erweiterte.

Von seinen Verlagswerken sei vor Allem genannt: A. F. C. Vilmar, Geschichte der Deutschen National-Litteratur, in 25 Auflagen; daneben sind vorwiegend zu erwähnen eine Reihe philologischer, linguistischer und geschichtlicher Werke, abgesehen von reinen Universitätsschriften, mit Autoren wie K. A. von Vangerow, J. Cäsar, C. Claus, C. Collmann, C. Fuchs, H. Heppe, K. W. Justi, W. Mangold, B. Platner, Fr. Rehm, C. F. Weber, A. Wigand, E. Ranke u. v. a.

Nach Elwerts Tode kam der gegenwärtige Besitzer des Geschäfts, Elwerts Neffe, Wilhelm Braun (geb. 29. 5. 1842 in Reutlingen) in den Besitz der Sortimentsbuchhandlung. Der Verlag ging an den Schwager Brauns, Carl Theile (geb. 1841 in Böhlen bei Leipzig) über, jedoch trat Braun als Teilhaber des Verlags ein. Einige Jahre nach Theiles am 22. Juli 1878 erfolgtem Tode ist der gesamte Verlag wieder in den Besitz von W. Braun durch Kauf übergegangen, sodaß seit 1883 das ganze frühere Elwertsche Geschäft (mit Ausnahme der Druckerei, die 1875 an Robert Friedrich verkauft wurde und sich jetzt im Besitze von K. Gleiser befindet)[204] sich wieder in einer Hand befindet. Unter Brauns Leitung sind neben dem epochemachenden Dr. G. Könneckeschen Bilderatlas zur Geschichte der deutschen National-Litteratur (2. Aufl. mit 2200 Abbildungen und 14 Kunstbeilagen) hervorragende Verlagswerke verlegt worden von Ad. Stern, Th. Birt, Ed. Stengel, F. W. Beneke, L. Bickell, L. von Sybel, von Behring, L. Enneccerus, F. Justi, K. Göbel, H. O. Lehmann, E. Koschwitz, W. Vietor. In seinem Verlag erscheinen ferner vier Zeitschriften: Die Neueren Sprachen, Zeitschrift für den neusprachlichen Unterricht; Flora oder Allgemeine botanische Zeitung; Deutsch-Evangelisch, Zeitschrift für Kenntnis und Förderung der deutschen evangelischen Diaspora im Auslande; Zeitschrift für armenische Philologie. – Die Antiquariatsabteilung ist nicht unbedeutend, besonders in hessischer Litteratur; sie hat bis jetzt ca. 40 Kataloge ausgegeben.

Das Geschäft befindet sich seit Gründung in demselben Hause, Reitgasse 7. Durch Ankauf des Nebenhauses ist der Umfang auf über das Doppelte erweitert worden.

Durch Erwerbung der Musikalienhandlung von R. Müller und des Musikalien-Sortiments und Leihanstalt von Chr. Lorch wurde dem Geschäft auch dieser Zweig angegliedert. Die Musikalien-Abteilung wird als Filiale im Norden der Stadt unter der Firma W. Braun besonders geführt.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1883; Brockhaus Konversations-Lexikon VI. Band.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 203-205.
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