Herzbruch, Theodor

[433] Herzbruch, Th. Theodor Herzbruch, einer der wackersten Vorkämpfer für deutsche Kultur im meerumschlungenen Schleswig-Holstein, wurde als Sohn des Generalsuperintendenten für Holstein 1822 in Glückstadt geboren. Er besuchte dort das Gymnasium und machte darnach seine fünfjährige buchhändlerische Lehrzeit bei J. G. Heyse in Bremen durch. Seine Wanderjahre verlebte er in Kiel und Troppau.

Beim Ausbruch des ersten schleswig-holsteinischen Krieges im Jahre 1848 trat Herzbruch als Freiwilliger in die Reihen der Kämpfer und wurde 1850 zum Offizier ernannt. Bei Idstedt wurde er durch einen Kolbenschlag auf die Schulter anscheinend nicht schwer verwundet, hatte aber als Folge davon lebenslanges Siechtum zu tragen.

Im Mai 1854 begründete er unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen seine Selbständigkeit in Flensburg durch Eröffnung einer Sortimentsbuchhandlung im Anschluß an die von ihm übernommene Firma Th. van der Smissen. Das Geschäft wurde bald[433] ein vorgeschobener Posten und Zentralpunkt für die deutschen Bestrebungen in Schleswig-Holstein und war als solcher den dänischen Gewalthabern ein Dorn im Auge. Gerichtliche Untersuchungen wegen politischer Vergehen, Strafgelder und Maßregelungen der veschiedensten Art waren für Herzbruch wenig fördernde aber nicht zu vermeidende Zugaben zu seiner buchhändlerischen Thätigkeit. Von einem Gedeihen des Geschäfts konnte unter solchen Verhältnissen nicht die Rede sein; nur mit Not und Mühe und unter fortwährender Anspannung aller Kräfte gelang es, dasselbe einigermaßen im Gange zu halten. 1862 geriet Herzbruch wegen Sammelns für die deutsche Flotte und dabei gehaltener Reden in einen ernsteren Konflikt mit den Behörden, und als sich inzwischen die Verhältnisse immer bedrohlicher gestalteten, hielt er es für geraten, sich der Gewalt der Dänen zu entziehen, nachdem er sein Geschäft durch einen Scheinverkauf an den jetzigen Inhaber August Westphalen (geb. 1836), der ihm schon seit Jahren zur Seite stand, übergeben hatte. Dieser trat am 1. Januar 1865 als Teilhaber ein, übernahm die Buchhandlung am 1. Januar 1869 für alleinige Rechnung und führte sie seitdem unter eigenem Namen weiter.

Die bald nach der Uebergabe an Westphalen erfolgende Schließung der Heiberg'schen Buchhandlung in Schleswig (gegr. 1857 von Dr. Heiberg, dem Vater des bekannten Schriftstellers Herm. Heiberg) zeigte, daß er die Gefahr nicht überschätzt hatte. Von jetzt ab entfaltete Herzbruch, von glühender Begeisterung für Schleswig-Holstein beseelt, eine rege agitatorische Thätigkeit, welche ihn vielfach in Beziehung brachte zu bedeutenden Männern jener Zeit, namentlich der Augustenburgischen und Koburg-Gothaischen Kreise. Erst 1864 kehrte er nach Flensburg zurück und zwar inmitten der ersten einrückenden preußischen Husaren auf dem Handpferde eines Offiziers.

In seiner Buchhandlung war er nicht wieder thätig, begründete vielmehr mit Hilfe von Freunden eine Buchdruckerei und die Flensburger Norddeutsche Zeitung, welche in dem sodann folgenden Kampfe gegen das Dänentum stets in vorderster Reihe stand.

Zunehmende Kränklichkeit zwang ihn 1877, seine Buchdruckerei und die Norddeutsche Zeitung an Gebrüder Funke (Eduard und Gottfried Funke) zu verkaufen und sich ganz vom Geschäft zurückzuziehen. Seitdem lebte er bis zu seinem am 22. Juli 1891 erfolgten Tode zeitweilig bei Verwandten auf Cuba, in Görbersdorf und in verschiedenen klimatischen Kurorten.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1891.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 433-434.
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