Kafemann, Albert Wilhelm

[519] Kafemann, A. W. Albert Wilhelm Kafemann wurde am 19. Mai 1819 in Marienburg geboren und widmete sich nach[519] beendigter Schulzeit dem Buchdruckgewerbe. Um 1840 kam er als Schriftsetzergehilfe nach Danzig, wo er in der Gerhard'schen Buchdruckerei an der Herstellung der ersten »Danziger Zeitung« im der Stellung eines Metteurs mitwirkte. Dieser Vorläuferin des jetzigen Blattes gleichen Namens war jedoch kein langes Dasein beschieden. Schon 1846 siedelte der junge, rührige Buchdrucker nach Dirschau über, wo um jene Zeit der Bau der großen Weichselbrücke begonnen wurde, und gründete dort mit sehr bescheidenen Mitteln – den geringen Ersparnissen seiner Gehilfenschaft – eine eigene Druckerei und ein kleines Blatt, die heutige »Dirschauer Zeitung«, welche er zum größten Teil selbst herstellte, denn er arbeitete anfänglich auf einer Holzpresse.

Aber auch hier wurde das Feld für seine rege Unternehmungslust bald zu eng. Schon damals beschäftigte ihn der Gedanke, die im Gerhard'schen Verlage schnell entschlafene »Danziger Zeitung« zu neuem Leben zu erwecken. In der Hoffnung auf Verwirklichung dieses Planes kehrte er 1853 nach Danzig zurück und etablierte hier eine Buchdruckerei. Am 1. Mai 1858 erschien in seinem Verlage die erste Nummer der gegenwärtig in einer Auflage von 10000 Exemplaren verbreiteten »Danziger Zeitung« und entstand er in Gemeinschaft mit dem bekannten Reichs- und Landtagsabgeordneten Heinrich Rickert (geb. 27. 12. 1833, gest. 3. 11. 1902), dem damaligen Redakteur der Zeitung, nach einigen Jahren von dem Besitznachfolger des kleinen Konsortiums Danziger Kaufleute, welche die ersten Jahrgänge pekuniär ausgestattet hatten, das Eigentum an der Zeitung. Ihre Pflege und Leitung betrachtete er bis zu seinem Lebensende als seine vornehmste Aufgabe. Die »Danziger Zeitung« ist auch nach dem Austritt Rickerts aus der Redaktion dauernd das Organ des deutsch-freisinnigen Parlamentariers geblieben. Als ein charakteristisches Merkmal sei ihre eigentümliche Druckschrift hervorgehoben. Sie verdankt ihre Entstehung der rastlosen Bemühung Kafemanns um eine Verbesserung unserer deutschen Fraktur. Sie nähert sich in vorteilhaftester Weise den Typen unserer besten deutschen Wiegendrucke, vermeidet feine Striche und Häckchen und bietet dadurch und unter Mitwirkung eines ziemlich breiten Kegels ein markiges und deutliches Buchstabenbild, das sich von unseren geläufigen Frakturschriften sehr angenehm unterscheidet und eine wahre Wohlthat für das Auge ist.

Ein Sprößling der Danziger Zeitung ist die »Kleine Zeitung für Stadt und Land«; außerdem giebt die Offizin heraus »Westpreußische[520] Landwirtschaftliche Mitteilungen«, Westpreußische Rundschau«, »Westpreußische Schulzeitung«, »Zoppoter Anzeiger und Badeliste« und endlich »Badeliste und Konzert-Anzeiger für den Kurort und Seebad Westerplatte.« Durch Kauf der H. L. Alexanderschen Buchdruckerei in Danzig gingen der »Danziger Courier« und der »Kleine Courier« in den Besitz Kafemanns über. Der reichhaltige Verlag der Handlung bewegt sich namentlich auf dem Gebiete der Landwirtschaft und verwandter Gewerbe. Kafemann, der auch im kommunen Leben Danzigs eine hervorragende Rolle spielte, starb am 3. Januar 1891; seitdem ist das Geschäft in eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt worden, die als Firma den Namen des Begründers beibehalten hat. – Wie populär Kafemann in Danzig war, geht hervor aus der Ehrung, die ihm seine Mitbürger zuteil werden ließen, indem ein neuerbauter großer Frachtdampfer der Firma Behnke & Sing nach ihm benannt wurde. Die Taufrednerin sagte in der poetischen Ansprache mit Bezug auf die Bedeutung des Entschlafenen:

Er, der in unsrer Erinnerung lebt,

Der mit dem Wohl der Stadt so eng verwebt,

Der allen Freund und Helfer war,

Er sei dein Schutzgeist immerdar.

Quellen: Börsenblatt für den dtschn. Buchhandel 1891; Borchert, zur Erinnerung an die 450 jähr. Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst in Danzig 1890.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 519-521.
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