Lamberg, Abraham

[585] Lamberg, A. Der aus der Entstehungszeit des Leipziger Meßkatalogs – worüber Band II Seite 337 dieses Werkes schon Näheres mitgeteilt ist – bekannte Buchdrucker und Buchhändler Abraham Lamberg (Lamprecht) war der Sohn des Schneiders Adrian Lamberg zu Leipzig und wurde 1558 ebenda geboren. Seit 1587 war er mit des Buchdruckers Georg Deffner Wwe. verheiratet. Lambergs Geschäft befand sich vor dem Grimmaschen Tor »in der Ullrich Meyerin Behausung«, wo Lamberg für sich und den »Buchtrucker Hans Rambau zu Gerlitz seßhafftig« einen Buchhandel eingerichtet hatte. Die Rambausche Druckerei war das Eigentum seiner Frau, die in zweiter Ehe mit einem Rambau verheiratet gewesen war.

1612 verpachtete Lamberg seine Druckerei an Wolfgang Meißner von Wittenberg, was jedoch nicht von Vorteil für ihn war, da er das Geschäft schon nach kurzer Zeit wieder nehmen mußte. 1631 vernichtete ein Brand die ganze Offizin.

Lamberg besaß einen umfangreichen Verlag, unter dem die sogenannten »Meßrelationen« eine nicht unbedeutende Rolle einnahmen. Dieses Zeitungsunternehmen soll von 1620 ab unter der Firma Lamberg und Klosemann erschienen, später an den Verleger Gottfried Grosse übergegangen sein.

Von größter Bedeutung war Lambergs Verbindung mit Johann Francke in Magdeburg. Dieser »spekulative Buchhändler alter Zeit« wurde um 1547 geboren und war anfänglich Buchbinder. Als Buchführer machte er vorzugsweise Geschäfte nach der Alt- und Mittelmark Brandenburg, für die er im Jahre 1587 als Wanderbuchhändler konzessioniert wurde; bald finden wir ihn auch in lebhafter Geschäftstätigkeit auf den Messen zu Leipzig und Frankfurt a. Oder. Francke war skrupellos im Nachdrucken und beschäftigte damit eine ganze Reihe kleinerer Druckereien. Als Francke 1591 mit lutherischen Streitschriften gegen die Reformierten auf der Leipziger Messe eintraf, wurde er vorzugsweise auf Betreiben seines damaligen[585] bitteren Gegners Henning Große in »Bestrickung« genommen und die Untersuchung auf 27 verschiedene seiner mitgebrachten Schriften ausgedehnt, und 17 Leipziger sowie fremde Buchhändler in dem sechs Tage dauernden Verhör eidlich als Zeugen vernommen. Nach mehreren Monaten erst wurde Francke aus der Haft erlöst, nachdem inzwischen in Sachsen ein Regierungswechsel und damit ein Umschwung in den Zensurverhältnissen eingetreten war. Seine vielfachen Nachdrücke abgerechnet, kommt Francke von 1581-1598 auf 27 Verlagswerken mit seinem Namen vor. 1599-1601 bringen dann je 9 Werke mit seiner Firma, dann aber nimmt seine Verlagstätigkeit einen ganz unerwarteten gewaltigen Aufschwung, im Jahre 1602 33 Werke, und steigt im Jahre 1605 sogar auf 53 Artikel, um später wieder allmählich abzuflauen.

1608 war Francke eine Association mit seinem Schwiegersohn Levin Brauns eingegangen, ließ von da ab auch bei Abraham Lamberg in Leipzig »seinem Buchdrucker« arbeiten und stand auch sonst in fortdauernder und ausgedehnter Verbindung mit ihm. Die Ausdehnung seines Geschäftes war so gewachsen, daß er z.B. 1614 in Leipzig zwei Gewölbe das ganze Jahr hindurch inne hatte; 1617 schätzt er die dort lagernden Vorräte auf 6000 Gulden.

Zu den wirklichen Verlagsartikeln Franckes gehörte auch Arnds Wahres Christentum, sonst bestand sein umfangreicher Verlag meist aus Nachdrücken. Viele Prozesse hatte er deswegen durchzumachen, so mit Hans Rambau, Gebrüder Stern, Matthias Stöckel, Henning Große u. a. Francke, der sich daneben viel mit der periodischen Presse beschäftigte, gilt auch als Verleger der Magdeburger Zeitung (vergl. Bd. II Seite 233 dieses Werkes).

1625 scheint Francke gestorben zu sein, denn in diesem Jahre erscheint die Firma Johann Franckes Erben. Mit dem Jahre 1627 trat Franckes anderer Schwiegersohn Samuel Scheibe in die Firma ein. Mit der Zerstörung Magdeburgs durch Tilly verschwand auch das Franckesche Geschäft aus der Stadt, die Firma wurde von Scheibe, dem sein Sohn Johann Scheibe zur Seite trat, in Leipzig fortgesetzt. Doch hat sie eine so reiche und umfangreiche Verlagstätigkeit wie unter Francke nicht mehr entfaltet. Der Meßkatalog von 1668 nennt nur noch einen einzigen Verlagsartikel der ehemals so großen Firma, das Geschäft war in der Tat auch bei Johann Scheibes Tode, 1671, insolvent.

Quellen: Kirchhoff, Ein speculativer Buchhändler alter Zeit im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Band 13; vergleiche ferner ebenda Band 3, 7, 9, 12, 14.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 585-586.
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