Liebich, Hermann

[616] Liebich, H. Die Buchhandlung von Hermann Liebich in Züllichau führt ihre Gründung auf das Jahr 1727 zurück, sie ist aus der Waysenhaus-Buchhandlung hervorgegangen, als deren Leiter bereits Anfang des 18. Jahrhunderts Frommann erscheint.

Ehe Frommann mit der Verlagsabteilung des Geschäftes nach Jena übersiedelte, verkaufte er das Sortiment der Waysenhaus- und Frommannischen Buchhandlung zur Michaelismesse 1797 an seinen Zögling Carl Darnmann.

Dieser übernahm das Geschäft zu Neujahr 1798; er hatte vorher sieben Jahre unter Frommann gearbeitet und da er sich vorwiegend dem Sortiment zuwandte, nur wenige Verlagswerke mitgenommen. Unter diesen befand sich: »Gallus, Geschichte der Mark Brandenburg«, ein noch heute gesuchtes Werk.

Mit Frommann in Jena blieb Darnmann in steter Geschäftsverbindung. Das Züllichauer Haus besaß in Freistadt eine Filiale, die gleichfalls in den Besitz Darnmanns überging. Aus dem Jahre 1806 erzählt Darnmann: »Im vorigen Jahre wurde mit der Schrift: Bonaparte der Gefürchtete etc. broschiert eingesandt, und weil mir kein Verbot dieser Piece bekannt war, so verkaufte ich sie – wurde aber deshalb unmittelbar beim König denunciert und mußte mich zur Untersuchung nach Berlin begeben; kurz, diese Sache kostete mir neben der Versäumnis gegen 150 Taler.«

Inzwischen haben sich die geschäftlichen Verhältnisse derart verschlechtert, daß er im November 1808 sich genötigt sieht, seine Geschäftsfreunde zu bitten, an Verlagswerken aus seinem Verlage sich schadlos zu halten, weil ihm die Bezahlung der Rechnungen unmöglich sei. Einige auswärtige Buchhandlungen entsprachen seinem Wunsche, andere stundeten ihm den schuldigen Betrag. 1809 wird er zum Bürgermeister der Stadt Züllichau gewählt und die Wahl von der Regierung bestätigt. Obschon sich die geschäftlichen Verhältnisse ein wenig aufbesserten, halten ihn die politischen Begebenheiten und seine Amtsgeschäfte bis anscheinend zum Jahre 1819 der Leipziger Messe fern.

Inzwischen hat er in seinen Verlag sämtliche Schriften des damals vielgelesenen Hofrats Friedrich Rochlitz aufgenommen, von denen verschiedene Auflagen herauskamen.

1823 verstarb der rührige Geschäftsmann und sein ältester Sohn Albert Darnmann übernahm die Buchhandlung. Die Chronik weist nun große Lücken auf. 1832 wurde die in Züllichau bestehende Filialbuchhandlung von Carl Gottfried Ende, ein Berliner Konkurrenz – Unternehmen, käuflich übernommen. Das väterliche Geschäft, das inzwischen zur Kunst-, Buch-, Musikalien- und Papierhandlung erweitert worden war, verkaufte Albert Darnmann am[616] 6. Februar 1837 an seinen Vetter, den Buchhändler Albert Eissenhardt-Berlin. Letzterer muß im Jahre 1842 gestorben sein, denn seine Witwe teilt unter dem 15. August 1842 mit, daß sie das Geschäft dem bisherigen Geschäftsführer Heinrich Sporleder übergebe. 1860 kaufte Carl Troemer von Sporleder das Geschäft, um es am 1. Januar 1868 an Hermann Augustin abzugeben, dessen Witwe es im Jahre 1900 an Hermann Liebich abtrat. Carl Troemer starb am 30. August 1894 als Universitätsbuchhändler in Freiburg i. B. im 62. Lebensjahre (vergl. Bd. II S. 212 ds. Werkes).

Hermann Liebich hatte bereits am 2. Dezember 1878 die von dem Kottbuser Stammhaus in Züllichau unter der Firma Mrose & Co. gegründete ein Jahr lang bestehende Filiale übernommen, sodaß nunmehr der Gesamtbuchhandel Züllichaus in einer Hand vereinigt war.

Quellen: Züllichauer Nachrichten 1901 No. 35.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 616-617.
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