Nürmberger, Carl Theodor

[727] Nürmberger. Die Firma C. Th. Nürmberger's Buchhandlung in Königsberg i. Pr. wurde am 1. Juni 1843 von den Buchhändlern Adolph Klaehr und Ernst Herrmann Mangelsdorf aus Leipzig gegründet. An diesem Tage wurde zwischen diesen beiden Herren der Gesellschaftsvertrag zum gemeinschaftlichen Betriebe einer Buchhandlung abgeschlossen, und dieser Handelsbetrieb unter der Firma E. H. Mangelsdorf im Handelsregister eingetragen. Daß der Name Klaehr nicht in den Wortlaut der Firma aufgenommen wurde, mag wohl darin seine Erklärung finden, daß Adolph Klaehr bei dem Gesuche um Konzessionserteilung für seine Person auf Schwierigkeiten stieß oder aus wirtschaftlichen Gründen davon Abstand nahm.[727]

Daß die Einrichtungen praktisch, vielleicht mustergültig waren, dafür spricht der Umstand, daß dieselben ohne wesentliche Veränderungen über 60 Jahre bestehen blieben, ohne unschön oder veraltet zu erscheinen, und daß das Meiste davon noch jetzt an anderer Stelle dem gleichen Zweck dient.

Das Wahrzeichen der Buchhandlung und ein still werbendes Element wurde die anno 1738 erbaute steinerne Freitreppe mit schönem, schmiedeeisernen Geländer vor der Eingangstür.

1846 trat Adolph Klaehr als offener Gesellschafter in die Handlung ein, deren Firma nun in Mangelsdorf & Klaehr abgeändert wurde. 1851 verkaufte Mangelsdorf, nachdem Klaehr schon früher ausgetreten war, das Geschäft an Carl Theodor Nürmberger aus Gera i. Reuß, der es unter seinem Namen, im übrigen unverändert, fortführte.

Carl Nürmberger, ein unternehmender, gründete nach einigen Jahren eine Zweigniederlassung in Memel, die auch etwa ein Jahrzehnt bestand und guten Fortgang nahm. Sie wurde von Königsberg aus versorgt. Die Unzuträglichkeiten bei den mangelhaften Verkehrsverhältnissen und häufiger Wechsel des Geschäftsführers veranlaßten Nürmberger, im Juni 1864 die Filiale an Johann Axt aus Halle a. S. zu verkaufen, unter dessen Namen sie aber nur wenige Jahre weiterbestand.

Nürmberger wandte seine Tätigkeit auch dem Verlage zu, dessen Hauptstück das von ihm selbst herausgegebene Adreßbuch von Königsberg war, daneben eine Anzahl kleiner, ebenfalls von ihm bearbeiteter statistischer Schriften. Um sich diesen Arbeiten nachdrücklicher widmen zu können, suchte Nürmberger einen Sozius. Derselbe fand sich in Hermann Fischer aus Traustadt (Pr. Posen), der Anfang Februar 1870 nach Königsberg kam und nach etwa fünfmonatlichem Zusammenarbeiten, am 1. Juli 1870, als gleichberechtigter Teilhaber in die Handlung eintrat, deren Firma in C. Th. Nürmberger's Buchhandlung abgeändert wurde. Wenige Wochen darauf wurde H. Fischer bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges zum Heere einberufen und blieb genau ein volles Jahr der Stadt Königsberg und dem Geschäfte fern.

Unter Anfang der 70er Jahre eingetretenen mißlichen Umständen machte sich in C. Th. Nürmberger's Buchhandlung, in der zwei Geschäftsinhaber walteten, bald eine geschäftliche Enge bemerkbar, die den Austritt eines von beiden erwägen ließ. Carl Nürmberger, der in der Herausgabe des immer mehr aufschwellenden Adreßbuchs einen geschäftlichen Rückhalt hatte, entschloß sich zum Austritt aus dem Gesellschaftsverhältnis, das sodann nach neunjährigem Bestande in freundschaftlicher Weise aufgelöst wurde. Hermann Fischer übernahm[728] 1879 das Geschäft für alleinige Rechnung und führt es bis zum heutigen Tage in den alten Überlieferungen, im Geiste seiner Vorgänger fort.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 727-729.
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