Zumsteeg, Gustav Adolf

[1063] Zumsteeg, G. A. Gustav Adolf Zumsteeg wurde am 22. November 1794 als das zweitjüngste Kind des berühmten Tondichters, damaligen herzoglichen Konzertmeisters Johann Rudolf Zumsteeg, des Freundes Schillers, zu Stuttgart geboren. Der Vater starb früh; die Witwe, welche seit 1802 zu ihrem spärlichen Unterhalt einen bescheidenen Musikalienhandel betrieb, hatte Mühe, die Familie zu ernähren, wohlwollende Huld der nachmaligen Königin Mathilde förderte die Erziehung des Jungen. Er widmete sich dem Kaufmannsstand, arbeitete in Geschäften in Berg und Stuttgart, namentlich in der Tuchhandlung von Heinrich Rapp, dann verlebte er drei Jahre in einem Handelshause Rotterdams, ein Aufenthalt, dessen er mit besonderem Vergnügen noch in späterem Alter gedachte. Im Jahre 1820 kehrte er nach Hause zurück, und unterstützte nun Mutter und Schwester in dem Musikaliengeschäfte, das er 1825 für seine eigene Rechnung übernahm und durch Fleiß und Gefälligkeit, in Verbindung mit seinen musikalischen Kenntnissen, zu einer Wirksamkeit und einem Ansehen brachte, wie es bei so beschränkten Mitteln Wenigen möglich gewesen wäre. Im Jahre 1830 verband er mit der rasch aufblühenden Musikalienhandlung eine Leihanstalt für Musik, welcher er im Laufe der Jahre eine beträchtliche Ausdehnung gab, so daß sie sowohl durch Umfang, als insbesondere durch wohlgetroffene Auswahl und Einrichtung unter den ersten Instituten dieser Art in Deutschland genannt zu werden verdient. Deutschland hatte schon seit 1809 Vereine für Männergesang: die Liedertafeln in Berlin u.s.f. Aber es waren kleinere, abgeschlossene Gesellschaften. In der Schweiz wirkte Hans Georg Nägeli für den Volksgesang; von da drang die Kunde nach Schwaben herüber. Im Mai 1824 wurde der erste deutsche Liederkranz, der Stuttgarter, gegründet, Zumsteeg und seinem Freunde Stadelbauer[1063] gebührt das Verdienst der Gründung. Der Gesang wurde von ihnen als Mittel der Volksbildung aufgefaßt, deshalb ging ihr Streben auf die weitesten Kreise, namentlich auch auf Verbreitung eines geordneten mehrstimmigen Gesangs bei der ländlichen Bevölkerung. Der Gründung der ersten Vereine folgten bald die schwäbischen Liederfeste, hauptsächlich von Zumsteeg und seinem Freunde Karl Pfaff in Eßlingen geleitet. Zumsteeg fehlte auf keinem schwäbischen Liederfeste, überall belebte und ermunterte er mit seinem heitern, offenen, alle gewinnenden Wesen. Durch den Beruf des Musikalienhändlers ward sein Streben unterstützt, und so wurde Zumsteeg in Wahrheit der Mittelpunkt der in Schwaben so wirksamen Volksbildung durch den Gesang. In dem Vereine, welcher ihn und Stadelbauer als seine Stifter ehrt, im Stuttgarter Liederkranz war er in dreißig Jahren der unermüdetste Sänger, das treueste Mitglied, stets bereitwillig und aufopfernd für Alles, was der Gesellschaft nützen konnte; mit wahrhaft unverwüstlicher Stimme glänzte er noch in seinen alten Tagen den nachwachsenden Kräften als Sänger voran. Auch an der Entwickelung des Sängerwesens im ganzen deutschen Vaterlande nahm er lebhaften Anteil, er besuchte die größeren Feste zu Karlsruhe, Mannheim, Würzburg, Köln und St. Gallen. Als nach zeitweiliger Unterbrechung der Sängerlust die alte Macht des Gesanges durch die Gründung des schwäbischen Sängerbundes 1849 zu neuem Leben sich erhob, da fehlte Zumsteegs Erfahrung der volkstümlichen Sache nicht: zehn Jahre hat er im Ausschusse des Bundes mitgewirkt. Insbesondere kam seine Kenntnis der Musik und der Bedürfnisse des Volkes dem neuen Unternehmen einer Bundesliedersammlung sehr zu statten.

Als Zumsteeg 1855 starb, übernahmen die Söhne seine Arbeit in dem wohleingerichteten Geschäft.

1875 verkaufte Rudolph Zumsteeg die Handlung an Gustav Adolph Zumsteeg, der noch heute Inhaber der im Jahre 1802 gegründeten Firma ist.

Quellen: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1855 uff.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1063-1064.
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