Figur (Musik)

[385] Figur. (Musik)

Dieses Wort bedeutet in der Musik eine Folge von etlichen geschwind hinter einander folgenden, in der Höhe abwechselnden Tönen, die zu derselben Harmonie gehören, und an deren Stelle man, wenn man einfacher hätte singen wollen, nur einen einzigen davon würde genommen haben. Den Namen haben solche Töne vermuthlich daher, weil die Noten, so wie sie auf einander folgen, da sie insgemein durch Striche zusammen gezogen werden, allerhand Figuren ausmachen.

Daher heißt der figurirte Gesang derjenige, in welchem solche Figuren vorkommen, und er wird dem planen Choralgesang, der diese Auszierungen nicht hat, entgegen gesetzt.

Die Figuren bestehen allemal aus der Hauptnote, oder der, die eigentlich zur Harmonie nothwendig erfodert wird; ferner aus andern zur Harmonie gehörigen Noten, wie z. E. aus der Quinte oder Sexte, wenn die Terz die Hauptnote ist; und dann aus durchgehenden Noten. [385] Diese Figuren kommen vornehmlich in der Hauptstimme vor, und die andern, die ihr zur Begleitung dienen, haben alsdann nur einzele, zur Harmonie gehörige Töne. Oft aber trift es sich auch, daß, indem die Hauptstimme einen Ton länger anhält, eine der begleitenden Stimmen eine Figur darauf macht. Auch fällt die Figur bisweilen so gar in den begleitenden Baß, der alsdenn ein figurirter Baß genennt wird.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 385-386.
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