Kupferdruker

[635] Kupferdruker.

Die Kupferstecherkunst verdienet wegen ihres ausgebreiteten Nutzens, auch in den kleinesten Nebenzweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden. Der Kupferstecher hat das seinige gethan, wenn er seine Platte völlig ausgearbeitet hat; aber ein beträchtlicher Theil seiner Arbeit geht verlohren, wenn dieselbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch ungeschikte Behandlung bald verdorben wird. Es gehören wieder andre Geschiklichkeiten und Sorgen zu diesem Abdruken; darum ist der Kupferdruker ein besonderer, dem Kupferstecher untergeordneter Künstler. Wenigstens ist es in Frankreich so, wo diese Kunst auf das höchste gestiegen ist, und unsere deutsche Kupferstecher vom ersten Range haben Ursache darüber verdrießlich zu seyn, daß der Mangel an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer Kunst zernichtet, oder doch beschwerlich macht.

Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der Farbe und des Papiers besitzen; muß das Einweichen desselben, und die Handgriffe des Einreibens und Abreibens der Farb, und des Drukens selbst vollkommen verstehen. Wo ihm eines dieser Stüke fehlet, liefert er entweder schlechte Abdrüke, oder er verderbt in Kurzem die Platte. Das meiste kommt auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben derselben an, damit nicht nur jeder Strich des Grabstichels oder der Nadel, so fein er auch seyn mag, sich richtig abdruke, sondern auch jeder im Abdruk die verhältnismäßige Stärke habe. Denn wenn nicht alle Striche in dem Abdruk gerade so, wie in der Platte selbst sind, so ist das Kupfer nicht so, wie es nach der Absicht des Kupferstechers seyn sollte.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 635.
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