Arachne

[60] Arachne (Gr. M.), Tochter eines Purpurfärbers Idmon von Colophon in Jonien. Sie wohnte in Hypäpä; dorthin kamen häufig die Nymphen vom Berge Tmolus, und aus Phrygien vom Flusse Pactolus, um die Jungfrau zu bewundern, welche als Weberin so geschickt war, dass sie selbst der Minerva nicht nachzustehen glaubte, und mit dieser einen Wettkampf einging. Die Göttin rieth in der Gestalt einer alten Frau der A. von ihrem Vorhaben ab, diese aber wies den Rath von sich; da enthüllte sich die Göttin und nahm den Wettkampf an. Beide verfertigten ein prachtvolles Gewebe: Minerva ihren Streit mit Neptun um die cecropische Burg in Athen; wobei sie sich selbst und die Götter alle einwebte in den Grund des Zeuges, und das Kunstwerk mit Oelzweigen kränzte. A. wählte Jupiters Liebesglück auf der Erde bei den Töchtern der Menschen; sie zeichnete ihn, wie er als Stier Europa, als Adler Asteria, als Amphitryon Alcmene, als Satyr Antiope, als Hirte Mnemosyne, als Feuer Aegina, als Gold Danaë, als Schlange Proserpina überwunden etc.; das Ganze umschlang ein Blumen- und Epheu-Gewinde. Da nun Minerva selbst an dem Gemälde nichts tadeln konnte, schlug sie, erzürnt über ihre Niederlage, der Unglücklichen das Webeschiff um den Kopf. A. erhängte sich aus Gram; Minerva erhielt sie am Leben, besprizte sie jedoch mit einem Zaubersaft und verwandelte sie in eine Spinne, und erklärte, dass auch auf alle Zukunft hinaus ihre ganze Nachkommenschaft von demselben Strafurtheil betroffen bleiben solle.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 60.
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