Calypso

[121] Calypso (Gr. M.), eine Meernymphe, deren Eltern sehr verschieden angegeben werden, indem sie bald eine Nereïde, bald eine Atlantide, bald eine Oceanide genannt wird. Auf der Insel Ogygia hatte sie ihr Feenschloss, das von unbeschreiblicher Pracht war; in diesem sass sie, webend künstliche Bilder am goldenen Webstuhl, als Ulysses, durch Stürme getrieben, nachdem er, an einen Mast angeklammert, neun Tage auf offenem Meere gewesen, auf ihrer Insel anlangte. Was die Götter an Freude zu geben vermögen, bot ihm die schöne Meerfee, Unsterblichkeit und ewige Jugend, wenn er immer bei ihr bleiben wolle. Sieben Jahre hielt sie ihn fest, während er vor Heimweh sich immer den Tod wünschte, bis auf Andringen der Minerva Jupiter durch Mercur der C. den Befehl sandte, ihren Geliebten zu entlassen, und nun gab sie ihm selbst Holz und Werkzeug, um sich ein Schiff zu bauen, auf welchem er zu Alcinous, dem Könige der Phäaken, entkam. C. hatte nach späteren Sagen von Ulysses zwei Söhne, Nausithous und Nausinous; einem dritten, Auson, Stammvater des ausonischen Volkes in Italien, gibt man bald C., bald Circe zur Mutter. Die Dichtung Fénélons, wonach Telemachus, seinen Vater suchend, zu C. kommt, hat keinen Grund in der alten Mythologie.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 121.
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