Helena

Fig. 141: Helena
Fig. 141: Helena
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Fig. 142: Helena
Fig. 142: Helena

Helena, (Gr. M.),

1) Tyndareus' Gattin Leda ward von Jupiter in Gestalt eines Schwanes besucht, und gebar hierauf zwei Eier, in deren einem Castor und Clytämnestra (Kinder des Tyndareus), im anderen aber Pollux und H. (Kinder des Jupiter) waren. Abweichend hievon ist eine zweite Fabel, nach welcher Nemesis, um den Wünschen des Jupiter zu entgehen, sich in eine Gans verwandelt habe, doch von Jupiter in Gestalt eines Schwanes überwunden worden sei; als habe nun ein Ei geboren, welches ein Hirte auf einer Wiese gefunden und der Leda gebracht, die es in einem Kasten aufbewahrt und die zur gehörigen Zeit daraus hervorgegangene H. wie eine Tochter erzogen habe. Wessen Tochter sie nun auch gewesen sei, sie ward ausserordentlich schön, wurde desshalb von Theseus geraubt, und sollte von ihm die Iphigenia geboren haben, welche Clytämnestra, um der Schwester Schande zu verbergen, wie ihre Tochter erzogen hätte, was um so eher möglich gewesen wäre, als H. nicht lange in Theseus' Besitz war, indem ihre Brüder Castor und Pollux sie, während Theseus sich im Hades befand, zurückführten, und noch des Heros Mutter Aethra als Gefangene mit sich hinwegnahmen, welche von da an die stete Begleiterin der H. blieb. (Ueber ihre Vermählung siehe den Art. Freier der Helena). Sie ward Menelaus' Gattin. Der Ruf ihrer Schönheit durchdrang die Welt, und Paris ward für die der Venus günstige Entscheidung über den goldenen Apfel von dieser mit der schönsten Sterblichen belohnt, und das war H., welche der Sohn des Priamus raubte, woraus sich der verderbliche trojanische Krieg entspann. In Troja war H. sehr geehrt; obwohl man sie als die Ursache des Krieges kannte, scheint man[233] doch gesehen zu haben, dass sie nicht aus Schlechtigkeit, sondern nur aus Schwäche gefehlt: so schildert sie Homer. Die Späteren scheinen dieses Urtheil zu verdächtigen, denn als Paris gestorben und sie durch Priamus seines besten Sohnes, des Deïphobus, Gattin geworden, soll sie zu diesem den Menelaus mit eigener Hand geführt haben, nachdem sie aus dem Gemach alle Waffen entfernt; worauf Deïphobus durch Menelaus auf die schändlichste Weise unter Martern getödtet wurde. H. reiste mit dem Gatten, welcher durch ihre noch immer nicht verringerte Schönheit von Neuem bezaubert wurde, nach Sparta zurück, wohin beide erst nach langer Zeit auf einem gewaltigen Umweg über Aegypten gelangten. Ihr Ende war sehr traurig: nach dem Tode ihres Gatten ward sie von ihren Stiefsöhnen Nicostratus und Megapenthes vertrieben, flüchtete zu einer ehemaligen Freundin, Polyxo, welche sie jedoch, da ihr H. als Ursache des Todes ihres Gatten, des Tlepolemus, der vor Troja geblieben war, erschien, im Bade überfallen und an einen Baum aufknüpfen liess. H. gebar dem Menelaus die Hermione. - Von unseren beiden Abbildungen zeigt die eine H., verschämt den Kopf auf die Hand stützend, Venus sie zur Liebe gegen Paris beredend, Amor diesen ihr zuführend; die andere H.s Entführung nach einem Basrelief.

2) H., Vertraute der Venus, welche diese bei ihrem Liebeshandel mit dem schönen Adonis gebrauchte.-

3) H., Tochter des Tityrus, welche eine Amazone gewesen zu sein scheint, da von ihr erzählt wird, dass sie mit Achilles einen Zweikampf bestanden, und in demselben ihn verwundet habe, doch von ihm getödtet worden sei.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 233-234.
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