Theseus

Fig. 283: Theseus
Fig. 283: Theseus

[430] Theseus, (Gr. M.), Sohn des Königs Aegeus zu Athen, ward bei seinem Grossvater Pittheus, König von Trözen, erzogen und kam erst im sechszehnten Jahre nach Athen, wo er jedoch schon so viel Kraft erlangt hatte, dass er den Fels, unter welchem als Erkennungszeichen seines Vaters Schwert verborgen war, aufheben konnte. Der Isthmus von Corinth, den er zu überschreiten hatte, war von Räubern belagert, die er alle tödtete. S. die Artikel Procrustes, Cercyon, Periphetes, Sinnis und Sciron; wie er auch den marathonischen Stier und die crommyonische wilde Sau erlegte. Er befreite die Athener von dem schimpflichen Tribut, den man dem Minotaurus geben musste, wozu ihm jedoch Ariadne verhalf. Er entführte sie dann, und verliess sie auf der wüsten Felseninsel Naxos. Nach seiner Rückkehr ordnete er die Angelegenheiten in Athen, und vereinigte die sämmtlichen ländlichen Gemeinden (Demen) von Attica zu dem Einen grossen Gemeinwesen von Athen; dann begab er sich mit Hercules auf den Argonautenzug und auf den Zug gegen die Amazonen, von welchem er sich die schöne Königin Hippolyta mitbrachte, die ihm den Hippolytus gebar. Dann schloss er Freundschaft mit Pirithous, und raubte mit ihm die Helena, in welche Beide verliebt waren, und die durch's Loos dem T. zufiel, worauf er sich nochmals mit Pirithous verband, um auch diesem eine gleiche Schönheit zu verschaffen: das war Proserpina, welche zu holen die Helden in die Unterwelt hinabstiegen; doch da sie sich ermüdet niedersetzten, blieben sie an dem Felsen haften. Hercules befreite sie, und Pirithous vermählte sich mit Hippodamia; auf seiner Hochzeit fiel das berüchtigte Gefecht der Lapithen und Centauren vor, in welchem die Letzteren fast ganz vernichtet wurden. T. vermählte sich mit Phädra, welche ihm den Demophoon und Acamas gebar; auch aus seinen früheren Jahren werden mehrere Kinder von ihm genannt: so ward Ariadne Mutter des Oenopion und Staphylus, welcher Letztere jedoch auch Bacchus' Sohn genannt wird; ferner gebar ihm Perigune, die Tochter des Räubers Sinnis, den Melanippus; auch von Helena schreibt man ihm die Iphigenia zu, welche Clytämnestra, um ihrer Schwester Schande zu verbergen, für ihr Kind ausgegeben haben soll. Von Menestheus aus seinem Reiche Attica vertrieben, flüchtete er nach der Insel Scyrus zu Lycomedes, ward aber durch diesen von einem Felsen herabgestürzt. Lange nachher ward, und zwar erst auf Befehl des Orakels, sein Leichnam aufgesucht und nach Athen gebracht; hier aber verehrte man ihn als Gott, und bauete ihm einen prachtvollen Tempel von weissem Marmor, der noch jetzt fast ganz erhalten ist. Auf unserem Bilde sehen wir, nach einem geschnittenen Stein, T. abgebildet im Kampfe mit Sinnis.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 430.
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