Iphigenia

Fig. 175: Iphigenia
Fig. 175: Iphigenia

[280] Iphigenia, (Gr. M.), nach der allgemeinsten Annahme Tochter des Agamemnon und der Clytämnestra; nach Anderen Tochter des Theseus und der Helena, welche Clytämnestra zu sich nahm, um ihrer Schwester Schande zu verbergen. Ueber ihre Opferung Agamemnon. Nachdem I. in Tauris angekommen, ward sie Priesterin der Diana, ihrer Retterin. Dorthin kam der Muttermörder Orestes, ihr Bruder, welcher an Clytämnestra und deren Verführer seinen von diesen Beiden ermordeten Vater gerächt hatte, aber von den Eumeniden verfolgt wurde. Das delphische Orakel hatte gesagt, er würde geheilt werden, wenn er die Schwester aus Tauris nach Griechenland bringe; des delphischen Gottes Apollo Schwester war Diana, darum glaubten Orest und Pylades, die Bildsäule der taurischen Göttin solle er holen; es war aber die Schwester des Orest gemeint, welche mit ihm, nachdem er im Tempel zum letztenmal von seinem Wahnsinn befallen worden, nach der Heimath zurückkehrte. Beinahe wäre sie hier noch ein Opfer ihrer Schwesterliebe geworden, denn Electra, Orest's andere Schwester, wollte sie ermorden, da sie hörte, dass sie, wie alle Fremden in Tauris, so auch den Bruder ermordet habe, bis dieses Letztern Erscheinung alle Zweifel löste. I. soll zu Megara gestorben sein und daselbst ein Heroon erhalten haben. Zu Aegira sah Pausanias im Tempel der Diana ihre Bildsäule, und er behauptet, dass eben dieser Tempel der I. geweiht gewesen sei: ein Beweis, dass I. (die herrlich Geborene) ursprünglich nur ein Beiname der Diana selbst war. Das beigegebene Bild zeigt I.s Opferung nach einem Basrelief der mediceïschen Marmor-Vase.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 280.
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