Iphigenīa [1]

[51] Iphigenīa (Iphianassa), Tochter des Agamemnon u. der Klytämnestra od. der Astynome; nach And. Tochter der Helena u. des Theseus. Da widrige Winde das Auslaufen der griechischen, gegen Troja zu Aulis versammelten Flotte verhinderten, so sagte Kalchas, daß J. der Artemis geopfert werden müsse, weil Agamemnon eine dieser Göttin geweihte Hirschkuh erschossen habe. J. wurde unter dem Vorwande, daß sie mit Achilles vermählt werden sollte, in das Lager gerufen u. das Opfer vorbereitet, aber Artemis entzog sie dem Opferstahl, u. eine Hirschkuh fand sich durchbohrt an ihrer Stelle; J. selbst aber wurde von der Göttin entrückt nach dem Lande der Taurer (s.u. Thoas). Hier wurde sie Priesterin der Artemis, mit dem Auftrag, jeden dahin kommenden Griechen zu opfern. Sie wurde jedoch durch ihren Bruder Orestes aus dieser Lage befreit (s.u. Orestes). Später war sie wieder Priesterin der Diktynna im Tempel zu Brauron in Attika, wo sie den Dienst der Taurischen Artemis stiftete. Zu Branron od. Megara, wo sie verehrt wurde, soll sie gestorben sein. Nach ihrem Tode wurde sie auf der Insel Lenke mit Achilles unter dem Namen Orilochia, vermählt. Euripides stellte in der J. in Aulis die Geschichte ihrer Opferung u. in der J. in Tauris ihren Aufenthalt bei den Taurern u. die Entführung von dort durch ihren Bruder dar. Gluck schr. unter denselben beiden Namen zwei Opern u. Goethe die Tragödie J., welche ihre Schicksale bei den Taurern enthält.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 51.
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