Attĭka [1]

[909] Attĭka, 1) (a. Geogr.), Provinz von Hellas, ursprünglich Aktäa (das Küstenland), auch Atthis (nach der Tochter des Königs Kranaos) genannt, bei Dichtern auch Mopsopia; grenzte in N. an Böotien u. die Straße des Euripos, in O. an das Agäische Meer, in S. an den Saronischen Busen, in W. an Megaris, u. war 40 QM. groß; Gebirge: Parnes, Pentelikos, Lykabettos, Brilessos, Hymettos, Laurion, Anchesmos u. a.; Vorgebirge: Kolias, Zoster, Sunion u. Kynosura; Flüsse: Kephissos u. Ilissos u. m. kleine; im Ganzen wasserarm u. mager, war das Land nicht allenthalben ergiebig an Feldfrüchten, nur Gerste erbaute man viel, vornehmlich aber Oliven u. Feigen, Bienen gaben den Honig vom Hymettos; von Thieren gab es meist nur Ziegen, aber im Meere viele Fische; von Mineralien bes. Silber u. Blei. Die Hauptstadt war Athen (s.d.), andere Städte Acharnä, Eleusis, Marathon, Dekelea, Thria u. a. In der blühendsten Zeit A-s belief sich die Bewohnerzahl auf 500,000, worunter aber 365,000 Sklaven waren. A-s Grund u. Boden, von A. aus gesehen, schied sich in 3 große Hauptmassen: das Blachfeld (Pedias), der Landstrich jenseit der Berge von der Burg Kekropia (Diakria) u. das Küstenland (Para lia) bes. in S. u. O., darnach gibt sich die alte Scheidung der Bewohner des Landes in Pediaioi, Diakrioi u. Paralloi. Nach der Einwanderung der Jonier unterschied man 4 Stämme od. Stände: Argadeis, Landbauern, Aigikoreis, Ziegenhirten, die ursprünglichen Einwohner; Hopletes, die eingewanderten kriegerischen Joner, welche gewapnet im Kriege dienten, u. die Teleontes, nach Einigen (Wachsmuth) Weihepriester von Eleusis, nach Andern (Böckh) die zinspflichtigen Ureinwohner, die als Ackerbauern den erobernden Jonern Zins u. Steuern gaben u., wie die Argadeis u. Aigikoreis, keinen Theil an der Regierung hatten. König Kekrops zog diese Stämme in 12 Städte zusammen: Kekropia, Tetrapolis, Epakriä, Dekelea, Eleusis, Aphidna, Thorikos, Brauron, Kylheros Sphettos, Kephisia, Phaleros (s.d. a.), welche alle wieder Theseus in die Hauptstadt Athen (s.d.) vereinigte. Die ganze Bevölkerung war schon vom Könige Jon in 4 (seit Klisthenes in 10, zuletzt 13) Phylen (Stämme) getheilt (s. Athen, Ant.), zu deren jeder eine Anzahl Demen (Gemeinden) gehörte. Solcher Demen waren im Ganzen 174. Die Geschichte von A. s. u. Athen; vgl. Leake, Die Demen von A., deutsch von Westermann, 1840; Roß, Die Demen von A., Halle 1846. Jetzt ist A. 2) (n. Geogr.) Provinz im Königreich Griechenland, es bildete früher mit Böotien einen Nomos mit den[909] Eparchien Megaris, Ägina, Attika, Hauptstadt Athen; neuerer Zeit getrennt von Böotien ein Gouvernement (Diikisis) mit derselben Hauptstadt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 909-910.
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