Troja

[856] Troja, 1) (Ilion od. Ilios), Stadt in Troas, lag auf einem Hügel zwischen den Flüssen Skamandros u. Simois, mit der Burg Pergamon, wo das Palladium (s.d.) war. Das Thor, durch welches bei der Eroberung durch die Griechen das große hölzerne Pferd in die Stadt geschafft worden war (s. Trojanischer Krieg), hieß das Skäische Thor. Die Bewohner waren ursprünglich Phrygier, zu ihnen wanderten um 1400 v. Chr. Teukrer aus Thracien ein. Als erster König wird Teukros genannt. Auf ihn folgte sein Schwiegersohn Dardanos (s.d.), nach welchem das Volk auch Dardaner genannt wurde, vgl. Dardania 1). Ihm folgten nach einander seine beiden Söhne Ilos u. Erichthonios, dann des Letzteren Sohn, Tros, von welchem Land u. Leute den Namen Troas u. Trojaner erhielten; dessen Sohn Ilos gründete Ilion od. T., da Dardanos seine Residenz auf dem nahen Idagebirg angelegt hatte. T. blieb nun Residenz u. Hauptstadt, u. Laomedon, Nachfolger des Tros, ließ die neue Stadt von Apollon u. Poseidon mit festen Mauern umgeben, da er aber den beiden Göttern den bedungenen Lohn für den Bau nicht gab, so rächte sich jener durch eine Pest, dieser durch ein Seeungeheuer (Ketos), welchem Laomedon seine Tochter opfern sollte. Herakles rettete dieselbe, als aber auch ihm Laomedon die als Lohn versprochenen Pferdeheerden nicht geben wollte, eroberte Herakles Ilion, erschlug den Laomedon sammt seinen Söhnen, außer Podarkes, u. übergab die Herrschaft diesem, welcher nun Priamos hieß. Unter seine Regierung fällt der Trojanische Krieg (s.d.), welcher mit der Zerstörung T-s endigte. Einen Theil der Troer führte Äneas (s.d.) nach Italien u. soll dort das Reich des Latinus erobert u. mit dessen Volk das seinige zu einem verschmolzen haben, weshalb auch die Römer ihre Ahnen auf die Trojaner zurückführten. Eben so leiteten später mehre Städte ihren Ursprung von trojanischen Colonien[856] her. Die zerstörte Stadt wurde darauf von Mysiern u. Phrygiern wieder aufgebaut u. später von äolischen Griechen besetzt; doch das unter der macedonischen Herrschaft nordwestlich von T., näher nach der See zu angelegte Neu-Ilion kam so in Aufnahme, daß Alt-Ilion ganz verfiel. Auch Neu-Ilion litt im Mithridatischen Kriege bei der Eroberung durch die Römer unter Fimbria, 85 v. Chr., es hob sich aber unter römischer Herrschaft, wo ihm Steuerfreiheit bewilligt wurde, zu einer ziemlichen Stadt. Nachmals verfiel es wieder u. es sind nur noch Ruinen davon bei Kum-Klut u. Kalafatli-Klut übrig. Manche halten das homerische Ilion für das Neu-Ilion u. suchen es auf dem Hügel Hissarlik, 31 engl. Meilen vom Meere entfernt; nach And. lag es bei dem j. Bunar Basch. Vgl. I. B. le Chevalier, Voyage de la Troada, 3. A. Par. 1802 f., 3 Bde. (deutsch von Dornedden, Beschreibung der Ebene von T., Lpz. 1792; von K. E. Lenz, Reise nach Troas, Altenb. 1800); K. G. Lenz, Die Ebene von T., Neustrelitz 1798; Rennell, Observations on the topography of the plain of Troy, Lond. 1814; F. A. W. Spohn, De agro Trojano, Lpz. 1815; Ph. Barbier-Webb, Untersuchungen über die Ebene von T., deutsch von H. Hase, Wien 1822: F. G. Welcker, Über die kretische Colonie in T. etc. Bonn 1823; E. Rückert, T-s Ursprung etc., Hamb. 1846; Maclaren, The Plain ot Troy described, Edinb. 1863; 2) Dorf im böhmischen Kreise Prag; Schloß, Brennerei; 3) kleine Insel an der toscanischen Küste, Elba gegenüber, dabei auf dem Festlande das gleichnamige Fort; 4) Stadt in der neapolitanischen Provinz Capitanata; 14,000 Ew.; im 10. Jahrh. von Griechen angelegt; hier wurden 1093 u. 1116 Concilien zur Reform des Clerus gehalten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 856-857.
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