Dürsten

1. Den nit dürst, ist den Dürstigen gar hart. Franck, I, 20b; Simrock, 1751; Schottel, 1123a; Henisch, 778.

Theilnahmlos ist gegen andere, wer nicht selbst in Noth gewesen und Mühseligkeiten erduldet.

Lat.: Quem nulla premit sitis, est sitientibus asper.


2. Dürste nur und der Kwas wird dir wie Wein schmecken. (Russ.)


3. Je mehr man dürstet, je schneller man schlingt.


4. Mich dürstet, sprach jene Maid (Tochter), vnd liess sich in Rathskeller führen.Mathesy, II, 357b.


5. Wenn einen noch dürstet, so soll er auffhören zu trinken.Henisch, 778.


6. Wer dürstet, dem regnet's überall in den Mund.


7. Wer dürstet, trinkt Wasser für Wein.


8. Wo man nicht dürsten darf, da soll man auch die Heringe verbieten.


*9. Er dürstet wie der Hühnergeier nach Regenwasser. (Poln.)

Bezieht sich auf den in Polen weitverbreiteten Glauben, dass der Hühnergeier kein anderes Wasser trinke als Regenwasser, und auch dies nicht, wenn es sich irgendwo angesammelt habe, sondern nur, wenn es eben regne, wo er es mit offenem Schnabel auffange. Wenn der Hühnergeier sein heiseres Gri, Gri, Gri ausstösst, so sagt man, er dürste nach Regenwasser, und wenn jemand gern ein Gläschen Schnaps trinkt oder dem Bierkruge stark zuspricht, so pflegt man die obige Redensart anzuwenden. (Wurzbach I, 105.)


*10. He is immer düstig.

»Weck mi sut Nacht up«, sagte ein holsteiner Bauer zu seiner Frau, »wenn ik döstig bün.« Frau: »Wo kann ik weten, wenn eer du döstig bist?« Er: »Wek du mi man up, ik bün ümmer döstig.« (Schütze.)


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11. Wer durstet, sucht das Wasser unter dem Eise.

Lat.: Duritiam frangit glacialem quem sitis arguit. (Reuterdahl, 228.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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