Schleifmühle

1. In die callieser Schleifmühle schickt man die Ungeschliffenen.Hesekiel, 26.


*2. Der ist auf einer guten Schleifmühle gewesen.

Holl.: Hij is op den slijpsteen gewast. (Harrebomée, II, 274b.)


*3. Einen auf die schnersheimer Schleifmühle schicken.

Seine Zunge lösen, seiner Sprache Leichtigkeit und Gefügigkeit geben zu lassen. »Eine wohlgelöste Zunge ist eine schöne Naturgabe, aber man kann auch schweren Zungen nachhelfen und sie auf der schnersheimer Schleifmühle schleifen lassen.« Schnersheim ist ein Ort im Bezirk Strasburg, Canton Truchtersheim. (A. Stöber in der Alsatia, 1854-55, S. 188.) Die Niederländer schicken die, welche mit Narrheit (zotternij) behaftet sind, sprichwörtlich nach Leiden: Vaar naar Leiden, en laat u schrapen (oder: van den lai snijden). (Harrebomée, II, 15.)

Frz.: Il faut le renvoyer au rudiment. (Lendroy, 381.)


*4. Er ist auf dieser Schleifmühle noch nicht gewesen.

Hat davon noch nichts erfahren.


*5. Er ist noch nicht auf der Kalysischen Schleiff- Mühle gewesen.Berckenmeyer, 326; Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631.

Callies, auch Kallies, eine kleine Stadt mit ungefähr 3000 Einwohnern und einer Schleifmühle, Kreis Dramburg, Pommern. Nach Berckenmeyer a.a.O. kommt dies Sprichwort von einer Brücke in Callies, welche in der Mitte eine verborgene Falle gehabt habe. Wer dies nicht gewusst und mit seinen Schritten oder Sprüngen nicht die rechte Breite getroffen, sei in den Morast hinuntergestürzt, welches Experiment der Kurfürst zuweilen an den geputzten Kammerherrn gemacht habe. Wie dem auch sei, so will es sagen: Er hat noch keine Erfahrung. Die callieser Schleifmühle zur Abschleifung des Flözes und der Grobheit ist heute noch sprichwörtlich und ist ein Stichwort der Stadt. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 6.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 235.
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