Teller

1. Er kann den Teller nicht finden, wenn's Brei regnet.Altmann VI, 518.


2. Ist's nicht mit Tellern, so mit Löffeln. (Wend. Lausitz.)


3. Seg du man Teller, sät de oll Frû, de Bratwust is all dôr.Hoefer, 333.


4. Tellern und kên Fleisch, sagte Mund, da er warten musste. (Neuhaldensleben.) – Hoefer, 773.


5. Wer auf die Teller anderer wartet, ist übel betischt.

Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen.


*6. Auf eines andern Teller sehen.Körte, 5863a.

Holl.: Hij kijkt gaarne op eens anders teljoor, en wil het gebraad uit zijne keuken ruiken. (Harrebomée, II, 328a.)


*7. Chast nu Täller säge, so git's no e Warst derzue.Sutermeister, 22.

Spöttische Abweisung in zusagender Form. A.a.O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Me wird der chuechle. Me würd der denn grad uf em Stüeli sitze. Me wird der e Hüenli dur's Choth jage, du muest em 's Töpli schläke.


*8. Du brûkst man Teller säng'n, so lît de Wost all drupp. (Altmark.) – Danneil, 215.

In Ulm: Du derst no sage Teller, nau hast du glei a Wurscht.


*9. Du darfst nur Teller sagen, dann bratet dir die Wurst (oder: so liegt die Wurst darauf).


*10. Du darfst nur Teller sagen, dann scheisst dir der Hund eine Wurst. (Weingarten.) – Birlinger, 270.


*11. Etwas stets auf dem Teller haben.Parömiakon, 542.

D.h. sehr nahe; auch gebraucht, wenn man sich häufig etwas versagen lassen muss. »Alli Aug'nblick hab' i's auf'n Teller (d.h. vorgeworfen), dass er mir g'holf'n had.« (Hügel, 163b.)


*12. Heb' einen Teller auf und zerbrich eine Schüssel.


*13. Hest g'ment, du chönnest gad säga: Teller, so heiest a Worst.Tobler, 209.


*14. Lass den Teller ganz. (Breslau.)

Wenn jemand zu stark abkratzt.


*15. Seine Teller selber lecken.

Keine Dienstboten halten, oder keine Schmarotzer dulden.

Engl.: He can give little to his servant, who licks his own trencher. (Bohn II, 13.)


*16. Sie trillte den Teller herum wie Hans Wurst1 seinen Hut.Grimmelshausen, Vogelnest, II.

1) An einer andern Stelle: »wie Hans Supp«.


*17. Sieh auf deinen Teller. (S. Hafen 85.) – Sutor, 207.


*18. Von fremden Tellern leben.Herberger, Hertzpostille, II, 242.


[Zusätze und Ergänzungen]

19. Der leere Teller sieht auf die Schüssel.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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