Hafen (Portus)

Hafen (Portus).


1. Alle Häfen halten den Wind ab.

Indem sie die Schiffe vor Stürmen sichern, können sie doch den vorbeisegelnden in ihrem Laufe hinderlich sein. Man wird in seinem Berufe, in seinen Bestrebungen durch die Mitbewerbung anderer beschränkt.

Holl.: Alle havens schutten wind. (Harrebomée, I, 291.)


2. Aus dem Hafen sieht sich's gut aufs Meer hinaus.

It.: Quando la marina è gonfia, bisogna starsene in porto. (Gaal, 704.)


3. Es geht nichts über den Hafen von Ancona.

It.: Porto d'Ancona, Torre di Cremona et Pietro de Roma.

Lat.: Unus portus in Ancona, una torris in Cremona, et unus Petrus in Roma. (Berckenmeyer, 182.)


4. Im Hafen ist gut schiffen.

Dän.: Det er godt at segle i havnen. (Prov. dan., 494.)


5. In einem grossen Hafen wehen grosse Winde. Winckler, XI, 100.


[253] 6. In solchen Häfen fängt man solche Fische.

An solchen gefährlichen Plätzen ist man solchen Schlägen ausgesetzt.

Holl.: In zulke havens vangt men zulke visschen. (Harrebomée, I, 291.)


7. Kleine Häfen fassen grosse Schiffe nicht.

Die Russen: Nicht in jeden Hafen können Kriegsschiffe einlaufen. (Altmann V, 75.)


8. Man geht in den Hafen, wo der wenigste Wind ist.

Holl.: Het is daar goed in de haven te gaan, want het is er uw. (Harrebomée, I, 291.)


9. Wenn man den Hafen vor sich hat, so läuft man ein.

Holl.: Als men de haven in het oog krijgt, loopt men binnen. (Harrebomée, I, 291.)


10. Wer im Hafen ist, dem ist's gleich, woher der Wind kommt.

Der hält jeden Wind für günstig, sagen die Russen. (Altmann VI, 457.)


11. Wer keinen Hafen vor sich hat, dem ist jeder Wind entgegen.Winckler, XX, 37.

Frz.: Nul vent ne fait pour lui qui n'a point de port destiné. (Bohn I, 41.)


*12. Da ist man in einem sichern Hafen.

Holl.: Men is daar in eene veilige haven. (Harrebomée, I, 291a.)


*13. Den Hafen verlassen.

Holl.: Hij zeilt de haven uit. (Harrebomée, I, 291a.)


*14. Der Hafen ist nicht ohne Zoll.

Holl.: Het is geene haven, om, zonder tol te betalen, voorbij te varen. (Harrebomée, I, 291.)


*15. Er hat den Hafen erreicht.

Das Ziel seiner Wünsche.


*16. Er hat im Hafen Schiffbruch gelitten.

Sein Plan ist im Augenblicke der Ausführung gescheitert.

Frz.: Au port avoir encombrier. (Bovill, III, 45.) – Au premier port faire bris. – Faire naufrage au premier port. (Leroux, II, 108.)

Lat.: In portu naufragium pati. (Bovill, III, 45.)


*17. Er ist in einem fremden Hafen gewesen.

Von unerlaubtem Umgange, namentlich bereits Verehelichter.

Holl.: Hij is op eene vreemde haven geweest. (Harrebomée, I, 291.)


*18. Er ist in einen schlechten Hafen gekommen.

Holl.: Hij is daar in eene slechte haven verzeild. (Harrebomée, I, 291.)


*19. Er kommt in einen sichern Hafen.

In Sicherheit und Ruhe.

Holl.: Hij komt de haven in zeilen. – Hij komt in behouden haven. (Harrebomée, I, 291a.)


*20. Er wird den Hafen nicht erreichen.

Nicht an sein Ziel gelangen.

Holl.: Hij zal de haven niet halen. (Harrebomée, I, 291a.)


*21. Man kann keinen Hafen mit ihm besegeln.

Von Leuten, mit denen nicht auszukommen ist.


*22. Sein Hafen ist Armuth.


*23. Vor dem Hafen untergehen.

Holl.: In het gezigt van de haven, en nog vergaan. (Harrebomée, I, 291a.)


[254]

24. Wer aus dem Hafen ist, hat eine gute Tagereise gethan.

Holl.: Tot buiten de poort is eene goede dagreize. (Harrebomée, II, 193a.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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