1. Der eine braucht die Zügel, der andere die Sporen.
It.: Taluno ha bisogna di sprone, taluno di briglia. (Pazzaglia, 363, 2.)
2. Der Zügel des Pferdes passt dem Esel nicht. – Cibot, 158.
3. Die Zügel gehören den Alten.
Lat.: Opportuna senis series mandatur habenis. (Reuterdahl, 655.)
Schwed.: Laet thaen gambla radha. (Reuterdahl, 655.)
4. Es hält mancher die Zügel, der das Joch tragen sollte.
Von rohen Fuhrleuten, Knechten u.s.w., welche die Zugthiere mishandeln.
Lat.: Multi frena tenent (lora ferent), sed perpessi iuga merent. (Reuterdahl, 534.)
Schwed.: Mange aero köre swena vaerstaer han som dragher. (Reuterdahl, 534.)
[624] 5. Goldener Zügel macht das Pferd nicht besser. – Bazar, 1876, Nr. 2.
It.: Il freno d' oro non fa il cavallo migliore. (Kornmann, V, 36.)
6. Hält man die Zügel zu straff, so bäumen die Pferde; lässt man sie schlaff, so gehen sie durch.
7. Man sol niemand den Zügel zu lang lassen. – Petri, II, 467.
8. Wer die Zügel fahren lässt, kommt bald aus dem Sattel.
Dän.: Slipper mand töglen da bliver mand snart sat af sadelen. (Prov. dan., 552.)
9. Wo man die Zügel gefunden hat, da sucht man auch das Pferd. – Neue Freie Presse, 4592.
*10. Zwischen Zügel und Sporn ist Verstand von Nöthen.
*11. Dem darf man die Zügel nicht zu lang lassen. – Klix, 124.
*12. Einem den Zügel schiessen lassen.
Ihm mehr Freiheit einräumen.
Frz.: Lâcher la bride à quelqu'un.
*13. Einem die Zügel kurz halten.
Holl.: Jemand den teugel kort houden. (Harrebomée, II, 329a.)
*14. Einem die Zügel kürzer binden. – Chemnitius, Postilla, I, 674.
*15. Einem die Zügel über den Hals werfen.
Ihn sich selbst überlassen, ihm alle Freiheit, allen Willen lassen.
*16. Einem die Zügel (nicht) zu lang lassen. – Mathesy, 29b.
Dän.: Lade hamey for lange tögel. (Prov. dan., 564.)
*17. Einem in die Zügel fallen.
Holl.: Hij grijpt in de teugels. (Harrebomée, II, 329a.)
*18. Einem nach dem Zügel greifen. – Schottel, 1112a; Törning, 53.
*19. Einem Zügel anlegen.
Lat.: Habenas injicere. (Faselius, 417.)
*20. Einem Zügel und Stegreiff halten. – Luther's Tischr., 343b.
*21. Einen unterm Zügel halten.
Holl.: Hij heeft hem onder den teugel. (Harrebomée, II, 239a.)
*22. Er geht mit losen Zügeln ins Verderben.
Holl.: Hij loopt met lossen teugel in zijn verderf. (Harrebomée, II, 329a.)
*23. Er hält die Zügel feste.
Holl.: Hij laat de teugels niet vallen. (Harrebomée, II, 329a.)
*24. In die Zügel beissen.
Stiller, machtloser Zorn, in dem Sinne wie: Eine Faust in der Tasche machen.
Lat.: Mordere frenum. (Cicero.) (Binder II, 1886; Erasm., 524; Faselius, 149; Wiegand, 501.)
*25. Man muss ihm den Zügel halten. – Mayer, I, 47.
Man darf ihm nicht zu viel Freiheit lassen.
*26. Mit dem leichten Zügel einen retten. – Schottel, 1116a.
*27. Mit verhängtem Zügel reiten. – Eiselein, 618.
*28. Sich den Zügel schiessen lassen. – Bormann, Schulkunde, III, 25.
Man muss es nicht so streng nehmen, wenn die Dichter mitunter ihrem Witz und ihrer Phantasie die Zügel schiessen lassen.
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