Bock (2), der

[1102] 2. Der Bock, des -es, plur. die Böcke, überhaupt ein jedes Gerüst oder Gestell etwas zu tragen. Besonders, 1) Ein Gestell, welches aus einem geraden Stücke mit Füßen bestehet, etwas darauf zu legen, oder darauf zu stellen. Dahin gehören die Rüstböcke der Mäurer und Zimmerleute; die Kreuzgestelle der Holzhacker, das Holz darauf zu sägen, die Böcke, oder Holzböcke; die Brandböcke, Feuerböcke oder Brandröste, auf den Herden und in den Öfen, das Holz darauf zu legen, welche auch nur schlechthin Böcke genannt werden; die Böcke in dem Bergbaue, welche die Feldkünste besonders aber den Steg derselben tragen, und zwey in die Erde gegrabene Hölzer sind, die oben mit einem Holme oder Querholze zusammen gehalten werden; der Bock in den Schmelzhütten, welches ein Stück Holz mit einem hölzernen Kreuze ist, den Räder oder das Sieb zu tragen, durch welches das grobe Erz von dem seinen abgesondert wird; der Sitz des Kutschers hinter den Pferden; das Böckchen in den Brennhütten,[1102] oder das Gestell, das Brandsilber darauf abzuwärmen; das hölzerne Gestell der Kammacher, den zugehauenen Kamm darauf mit dem Bockmesser zu beschaben, der Bock oder Schabebock; das Gestell einer Kornsense, der Bock, das Bockzeug, das Hakenzeug, wegen der daran befindlichen gekrümmten Haken u.s.f. 2) Ein Hebezeug, Kanonen oder andere Lasten bequem in die Höhe zu bringen. Weil man irrig geglaubt, der Nahme dieses Werkzeuges komme von Bock, hircus, her, so haben einige dasselbe auch eine Geiß, und im Latein. Capra genannt. 3) Hierher gehöret vielleicht auch die im gemeinen Leben übliche Redensart, einem den Bock stehen, sich auf die Hände nieder legen, damit der andere bey dem Aufsteigen auf das Pferd auf den Rücken treten könne; eine Behandlung, welche ehedem einen hohen Grad der Beschimpfung ausmachte. Indessen lässet sich dieser Gebrauch auch füglich aus der folgenden Bedeutung des Biegens oder Bückens erklären.

Anm. Alle unsere und auswärtige Wortforscher sehen diese und die folgenden Bedeutungen als einen figürlichen Gebrauch von Bock, hircus, an. Allein, wenn es jemahls nothwendig ist, für verschiedene Bedeutungen eines Wortes verschiedene Stammwörter anzunehmen, so ist es gewiß bey dem Worte Bock. So fern es ein Gestell zum Tragen bezeichnet, soll es diesen Gebrauch einer Ähnlichkeit in der äußern Gestalt zu danken haben. Denn, sagt man, ein Ziegenbock hat vier Beine, ein Tragebock gemeiniglich auch. Welche Ähnlichkeit! Man könnte fragen warum man denn ein solches Gerüst nicht lieber eine Kuh, ein Pferd, oder ein Schwein genannt, wenn der Umstand der Füße allein der Grund der Benennung ist. Genug, unsere Vorfahren waren nicht witzig genug, sich von solchen schwankenden und unbestimmten Ähnlichkeiten in Benennung der Dinge leiten zu lassen. Man muß also für diesen und die folgenden Arten des Gebrauches andere Quellen aufsuchen. Daß Bak ehedem irgend wo müsse tragen bedeutet haben, erhellet aus dem Lateine der mittlern Zeiten, wo Bacca, Baccaulum, Bacculus und Bacapulus eine Bahre, Baculona eine Sänfte, und Bajulus einen Träger bedeuten. Die Vertauschung des c mit dem j gehöret eben so wohl den Mundarten zu, als die Veränderung des a in o. Indessen ist nicht zu läugnen, daß von dieser Bedeutung im Deutschen nur sehr wenige Spuren vorkommen. Man könnte das heutige Nieders. Bak, der Rücken, und das Hochdeutsche Buckel hierher rechnen, weil dieser Theil des Leibes am häufigsten zum Tragen gebraucht wird, wenn es nicht wahrscheinlicher wäre, daß er den Nahmen entweder von biegen, oder von Bak, Buk habe, so fern solches eine Erhöhung bedeutet. Indessen stehet es noch dahin, ob nicht diese Bedeutung einer Erhöhung, oder die folgende eines Balkens, bey der Bedeutung eines Tragebockes mit in Anschlag kommen könne.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1102-1103.
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