Bock (5), der

[1104] 5. Der Bock, des -es, plur. die Böcke, in der gemeinen Sprechart, ein Fehler, ein Versehen. Einen Bock machen, einen Fehler begehen. Da man in eben dieser Bedeutung auch sagt, einen Bock schießen, so könnte man auf die Gedanken gerathen, daß diese Redensart aus einem besondern Falle ihren Ursprung habe, da etwa jemand auf der Jagd aus Versehen einen Bock statt eines andern Thieres geschossen; wenn es nicht glaublicher wäre, daß bloß die Zweydeutigkeit mit Bock, hircus, diese Redensart, einen[1104] Bock schießen, veranlasset hätte. Indessen ist der wahre Ursprung dieses Gebrauches noch unbekannt. Bedeutet Bock hier etwa auch so viel als Bug oder Krümme? Oder schreibt sie sich etwa aus dem Bergbaue her, wo Bock auch einen mangelhaften Rost, d.i. einen Rost bedeutet, der nicht die gewöhnliche Menge Erz hat? Einen Bock machen, heißt daselbst, einen solchen Rost machen, und den Bock umbringen, das geröstete Erz eines solchen Rostes in ein anderes Feuer bringen. In diesem Falle scheinet die Bedeutung der Erhöhung oder eines Haufens der Grund der Benennung zu seyn. Bieg, Beig, Byg, kommt in den vorigen Jahrhunderten häufig für einen Holzhaufen, und biegen für Holz in Klafter setzen vor. Bica ist im Ital. ein Haufen Heu, und das Franz. Abouquer du sel bedeutet, neues Salz auf das alte häufen. In Sachsen wird das Heu in Böcke aufgesetzet, oder geböcket, wenn es in Haufen gesetzet wird. Wenn die Grobschmiede in die Arbeit der Röhrschmiede pfuschen, so nennen die letztern dergleichen von den erstern gemachte Röhre gleichfalls Böcke.

Anm. Bey genauerer Erwägung dieses fünffachen Gebrauches des Wortes Bock wird man die Nothwendigkeit, dasselbe aus mehrern Quellen herzuleiten, nicht verkennen können. Dank sey es daher der Unwissenheit unserer orthographischen Unterscheidungskünstler der vorigen Zeiten, daß ihnen die verschiedene Abstammung dieses Wortes unbekannt geblieben ist, weil sie uns sonst gewiß mit einer fünf- und vielleicht noch mehrfachen Schreibart dieses Wortes geplagt haben würden. Da nun dieses unterbliebenen Unterschiedes ungeachtet wohl kein Fall angegeben werden kann, da jemand die verschiedenen Gegenstände, welche diesen Nahmen führen, mit einander verwechselt habe: so erhellet daraus zugleich, wie unnöthig und überflüssig dergleichen orthographische Unterscheidung ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1104-1105.
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