Kiel (2), der

[1567] 2. Der Kiel, des -es, plur. die -e, ein sehr altes, aber nunmehr vermuthlich veraltetes Wort, ein Schiff, ein Fahrzeug zu bezeichnen. Es kommt bey den Angelsachsen und Normannen schon sehr früh vor, deren Schiffe im mittlern Lat. Ceolae, Ciulae, Cyulae genannt werden. In andern Sprachen bedeutet es noch jetzt den Schiffsboden, den untersten Raum im Schiffe, wie das Engl. Keel, das Franz. Cale, das Schwed. Köle. Es ist in dieser Bedeutung keine Figur des folgenden Wortes,[1567] welche eben so hart und sprachwidrig seyn würde, als wenn man ein Schiff von dem Steuerruder oder andern Theilen benennen wollte, es müßte denn die Länge der herrschende Begriff seyn, weil die Angelsächsischen Schiffe als lange Fahrzeuge beschrieben werden. Es gehöret zu dem Stammworte hohl, von welchem auch die Gölle, die Galeere und andere Wörter ihren Ursprung haben. S. Kaue, Kelle, Keller u.s.f. Das Oberdeutsche Zeile, eine Art langer Donauschiffe zu bezeichnen, ist durch die gewöhnliche Verwechselung des Gaumen- und Zischlautes daraus entstanden. Eben dahin gehöret auch das Preußische Kiedel, gewisse große Fischerbothe zu bezeichnen. S. Köthe, Koth, ein Haus, Keutel u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1567-1568.
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