Manna, das

[58] Das Mánna, plur. inus. ein aus dem Hebräischen Man entlehntes Wort, verschiedene vegetabilische Süßigkeiten zu bezeichnen, welche aus den Rinden gewisser Bäume und Stauden dringen. 1) Das älteste Manna dieser Art ist dasjenige, womit sich[58] die Israeliten in der Wüste erhielten, und welches in der Deutschen Bibel auch Mann genannt wird. Am Morgen lag der Thau um das Heer her. Und als der Thau weg war, siehe da lag es in der Wüsten rund und klein wie der Reif auf dem Lande. Und da es die Kinder Israel sahen, sprachen sie unter einander: das ist Man; denn sie wußten nicht, was es war, 2 Mos. 16, 13. f. Wo es bey Michaelis heißt: Dieß sahen die Israeliten und sagten einer zum andern in ihrer Sprache, Man hu, das heißt, was ist das? weil sie nicht wußten, was es war. Aus Niebuhrs Beschreibung von Arabien S. 145 erhellet, daß noch jetzt in vielen Gegenden des Morgenlandes, besonders aber zwischen Merdin und Diabekr, aus den Blättern der Eichbäume und gewisser stacheliger Sträuche, welche die Araber Gul und Algul nennen, besonders nach einem gewissen starken Nebel, Manna schwitzet, welches in dem Julius und August, in welche Monathe die Manna-Ernte fällt, häufig gesammelt wird, und dem von Mose beschriebenen Manna völlig ähnlich ist. Weil man glaubte, daß das Israelitische Manna aus der Luft fiel, so wird es in der heil. Schrift auch mehrmahls Himmelbrot und Engelbrot genannt. Bey dem Notker heißt es Cruzzemelo. Grießmehl. 2) Das Manna unserer Apotheken ist der verhärtete süße Saft einer Art des Äschenbaumes, welcher eine gelinde purgirende Kraft hat, und aus dem südlichen Italien zu uns gebracht wird; Manna Calabrina. Es rinnet aus den Blättern dieses Baumes, wenn selbige in der Nacht von einer gewissen Cicade gestochen worden. S. Mannaäsche. 3) Figürlich wird auch der Same der Bluthirse, Panicum sanguinale L. noch mehr aber des Mannagrases, Festuca fluitans L. welche beyde einige Ähnlichkeit mit dem Israelitischen Manna haben, in einigen Gegenden Manna, Himmelbrot oder Himmelthau genannt. Der letzte ist unter dem Nahmen des Schwadens am bekanntesten. S. Mannagras.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 58-59.
Lizenz:
Faksimiles:
58 | 59
Kategorien: