Musiv-Arbeit, die

[325] Die Musīv-Arbeit, plur. die -en, eine Art der Mahlerey, wo die Figuren nach dem Leben durch künstliche Zusammensetzung kleiner farbiger Glasstücke oder Steine hervor gebracht werden, die Musiv-Mahlerey; ohne Plural. Ingleichen dergleichen Gemählde selbst. Im mittlern Lateine Musivum. Das Wort stammet, so wie diese Art der Mahlerey selbst, aus dem Oriente, und vermuthlich aus Persien her, von da beyde zur Zeit des Griechischen Kaiserthums nach Constantinopel und von da in das übrige Europa gebracht worden; obgleich Scaliger und andere den Nahmen von μουσαν, ευμουσον, μουσικον, welche den Begriff der Zierlichkeit haben, ableiten. Die Franzosen haben dieses Wort in Mosaïque verderbt, woraus denn viele Deutsche das noch mehr verderbte musaisch und mosaisch gemacht haben, mosaische Arbeit, musaisch oder mosaisch Gold; wodurch viele verleitet worden, dabey an Moses, den Heerführer der ehemahligen Juden, zu denken. Man muß diese Art der Mahlerey nicht mit der bloßen eingelegten Arbeit von vielfärbigen Steinen verwechseln, welche bey den Alten Opus tesselatum und Lithostratum genannt wurde, und weit älter, zugleich aber auch die Mutter der Musiv-Mahlerey ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 325.
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