Pest, die

[694] Die Pêst, plur. die -en, der Nahme einer im höchsten Grade ansteckenden Krankheit, welche in kurzer Zeit eine große Menge Geschöpfe hinraffet, und sich unter vielerley Gestalten zeiget, aber gemeiniglich in einem sehr ansteckenden und bösartigen Faulfieber bestehet. Die Pest unter dem Rindviehe, welche doch häufiger das Viehsterben, die Viehseuche genannt wird. Die Pest unter den Pferden, Bienen u.s.f. Die Pest unter den Menschen, welche man am häufigsten unter der Pest schlechthin verstehet. Die Pest herrschet, wüthet in einem Lande. Die Pest haben, bekommen. An der Pest sterben. Mit der Pest angestecket werden. Ungeachtet nicht zu läugnen ist, daß die Pest eine eigene Art einer sehr ansteckenden und bösartigen Krankheit ist, so ist doch auch wahr, daß man ehedem ein jedes bösartiges Faulfieber, besonders bey der ehemahligen schlechten Behandlung desselben, eine Pest genannt hat. S. auch Pestilenz. Figürlich wird eine im höchsten Grade schädliche Sache, welche sehr leicht mehrere Personen verderbet, eine Pest genannt. Die Wollust ist die Pest der Seele.

Anm. Im Franz. Peste, welches so wie das Deutsche aus dem Lat. Pestis entlehnet worden. Im gemeinen Leben sind dafür auch die Ausdrücke die Seuche, das Sterben, im Oberdeutschen Sterbote, Sterbat, der Sterbend, in der Schweiz der Prästen, und in andern Gegenden der Schelm, Schölm und Keyb üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 694.
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