Säule, die

[1301] Die Säule, plur. die -n, Diminut. das Säulchen. 1. Im weitesten Verstande, ein jeder senkrecht stehender Körper, der um ein beträchtliches länger ist, als dick; in welchem weitesten Verstande noch sehr viele Körper dieser Art, wenn sie keinen andern[1301] Nahmen haben, Säulen genannt werden. Besonders gehören dahin die Zusammensetzungen Bildsäule, Spitzsäule, eine Pyramide, Feuersäule, Wolkensäule, Salzsäule u.s.f. Vornehmlich werden gewisse zierliche, senkrecht stehende Pfähle noch mehrmahls Säulen genannt, dergleichen die Wegesäulen, Hägesäulen, Gränzsäulen, Schandsäulen u.s.f. sind. 2. In engerer Bedeutung. 1) In der Zimmermannskunst wird ein jedes aufrecht stehendes Zimmerholz, besonders so fern es etwas träget, eine Säule, in einigen Gegenden auch ein Ständer, genannt. Auch in kleinern Maschinen sind die Säulen oder Säulchen solche senkrecht stehende Hölzer, wie z.B. die Säulen an einem Bettgestelle. In manchen Fällen werden solche Säulen Pfosten und Studel genannt. 2) In der Baukunst ist die Säule ein zierlicher, senkrecht stehender, runder Pfeiler oder Stütze, wo so wohl diese ganze Stütze mit ihrem Zubehör, als auch in engerer Bedeutung, nur der runde Schaft allein mit diesem Nahmen belegt wird. Figürlich nennt man eine Person oder Sache eine Säule des Landes, der Kirche, der Familie u.s.f. so fern die Erhaltung und Sicherheit derselben auf ihr beruhet.

Anm. Bey dem Notker Siula, bey dem Willeram Sule, bey dem Stryker im männlichen Geschlechte der Seul, in den gemeinen Sprecharten die Saule, im Nieders. Süle, im Angels. Syl, im Wallis. Sail. Es hat hier die Bedeutung der Bewegung und Ausdehnung in die Höhe, und ist vermittelst des Endlautes e von dem veralteten sal, sul, hoch, gebildet, siehe Sahl. Im alt Schwed. bedeutete daher Sula einen Berg, und im Lat. ist salire springen, und saltare tanzen. Da Sahl aber auch eine Ausdehnung in die Länge bedeutet, so ist Syll im Schwed. und Süll im Nieders. eine Schwelle, so wie das Böhmische Sula, die Stärke, eine Figur der Masse, der Ausdehnung nach allen Seiten ist. S. Sahl.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1301-1302.
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