Theer, der

[570] Der Theer, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein harziges dickliches Öhl, welches an einigen Orten aus der Erde quillt, da es denn Bergtheer genannt wird, am häufigsten aber aus den Harzhölzern und deren Wurzeln vermittelst eines langsamen Feuers gezogen wird, welches man Theer brennen, im Nieders. Theer schwehlen nennet. Radtheer, welcher zum Schmieren der Achsen eines Wagens gebraucht wird, und körnig ist, zum Unterschiede von dem Schifftheere, und andern Arten. Der erste wird im Hochdeutschen auch Wagenschmier und im gemeinen Leben Schmiere genannt, welche Wörter aber von weiterer Bedeutung sind, und auch die Seife und andere Arten des Fettes unter sich begreifen, womit die Achsen der Räder geschmieret werden. In einigen Gegenden heißt der Theer Laßpech, in andern, obgleich irrig, Pech.

Anm. Im Niedersächsischen, wo dieses Wort einheimisch zu seyn scheinet, Tär, in gröbern Mundarten Teier, im Holländ. Tarre, Terre, Teer, im Angels. Tare, im Engl. Tarr, im Schwed. Tiära, im Ißländ. Tiora, im Bretagn. Ter, Taer, Tear, im Finnischen Terwa. Wohl nicht von Zähre, Nieders. Tär, weil es wie Zähren heraus rinnet, sondern, wie die meisten ähnlichen Wörter wegen der weichen, flüssigen Beschaffenheit, von dem Holländ. taer, weich. Verwandt sind damit das Angels. Tyr, Tyrve, Harz, Pech; das Schwed. Torr, Pech, und Torrwed und Tyre, Harzholz, und selbst das Hebr. צרי, Tsari, Baumharz, Balsam. Dahin gehöret vermuthlich auch das Schleßwigische Teerig, welches daselbst eine weiche Torf- oder Moorerde unter dem Kleyboden bedeutet, woraus Salz bereitet wird, und welche auch Kleen heißt. Es ist im Oberdeutschen im sächlichen, im Nieders. und Hochdeutschen aber im männlichen am gangbarsten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 570.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: