Weis

[1462] Weis, adv. welches nur noch im gemeinen Leben und den niedrigen Sprecharten üblich ist, und auch hier nur mit dem Verbo machen, und, obgleich seltener, mit werden gebraucht wird. Es bedeutet überhaupt so viel als wissend. Einem etwas weis machen, bedeutete ehedem, ihm Nachricht davon geben, ingleichen ihn in etwas unterrichten.


Wenn nun kommen wird die rechte zeit

So will ich solches mit allem fleys

Mein frawen die Künigin machen weis,

Theuerd.


Er machet auch die scheflewt weys

Wie des Helds schifflein gestalt was,

Theuerd.


Welche Bedeutung noch jetzt zuweilen vorkommt. Er hat von Jugend auf arbeiten müssen, ich habe es ihm nicht besser weis gemacht. In engerer Bedeutung ist einem etwas weis machen, ihn einer Unwahrheit überreden, ihm etwas aufheben. Laß dir nichts weis machen. Die Leute könnten Böses denken, und der gnädigen Frau was weis machen, Weiße. Seltener wird es mit dem Verbo werden gebraucht. Etwas weis werden, es merken, inne werden.

Anm. Es ist die in der edlen Schreibart veraltete Wurzel von weise, so fern es ehedem wissend bedeutete, und zum Theil auch von weisen. Da das s am Ende scharf lautet, wie ß, so sollte es billig weiß geschrieben werden, welches aber vermuthlich um des Willen nicht geschiehet, weil das Wort, als ein bloßes Adverbium am Ende nicht wächset, daher auch das s nicht anders als scharf gesprochen werden kann. Im Nieders. lautet es wies. Ehedem wurde es im Oberdeutschen gemeiniglich mit dem Accusativ der Person gebraucht, wie aus den obigen, und noch einigen andern im Frisch befindlichen Beyspielen erhellet. S. das folgende und Wissen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1462.
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