Werder, der

[1499] Der Wêrder, des -s, plur. ut nom. sing. eine Insel in einem Flusse, ein mehr in dem gesellschaftlichen Umgange vieler Provinzen, besonders Ober- und Niederdeutschlandes, als in Schriften übliches Wort, in welchen letztern man das allgemeine Insel vorziehet. Es lautet um Bremen Werel, in vielen Gegenden aber[1499] ohne Ableitungssylbe nur Werd, Wörth und Wurth, wovon das erste unter andern Ezech. 26, 5 vorkommt. Der Stammbegriff ist die Höhe oder Erhöhung, da denn dieses Wort zu Bär, so fern es einen Damm bedeutet, Wehr, ein Damm, Oberd. Wuhr, und zu Warze gehöret. Im Nieders. ist noch jetzt Wuhrt ein erhöhetes, mit Gras bewachsenes Erdreich, ein grüner Hügel, und im Angels. bedeutet Warth, das Ufer, gleichfalls von der Erhöhung, in Rücksicht der Wasserfläche. Von diesen Anhöhen haben auch das Land Würden an der Weser, und die Wursaten, die in niedrigen Gegenden auf solchen Anhöhen wohnen, ihren Nahmen. Von diesem Begriffe der Anhöhe ist es eine bloße, und zwar sehr gewöhnliche Figur, wenn eine Haus- und Hofstelle in den niedrigen Gegenden Niedersachsens eine Wuhrt genannt wird, weil man daselbst auf solchen Anhöhen zu bauen genöthiget ist, um vor dem Wasser sicher zu seyn. In Donauwerth, Kaiserswerth und andern eigenen Nahmen ist die letzte Hälfte auch kein anderes als dieses Wort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1499-1500.
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