(Johann Georg) Eulogius Schneider

[122] (Johann Georg) Eulogius Schneider wurde zu Wipfeld, einem kleinen Dorfe unweit Würzburg, 1756 von sehr armen Aeltern geboren. Auf dem Gymnasium zu Würzburg erhielt er Unterricht von den Jesuiten, führte aber einen so unordentlichen Lebenswandel, daß er endlich aus Verlegenheit sich in seinem zwanzigsten Jahre entschloß, Franciscaner-Mönch in Bamberg zu werden. Allein seine Denkart vertrug sich mit den Ordensregeln der Mönche eben so wenig als sich sein Körper an die Lebensart derselben gewöhnen konnte; er war daher froh, im Jahre 1786 bei dem Herzog von Wirtemberg eine Hofprediger-Stelle zu bekommen. Aber auch hier fühlte er sich nicht ganz glücklich, weil er wegen seiner Unbesonnenheiten im Reden und Handeln nie in voller Gunst beim Herzoge sein konnte; um so willkommner war ihm daher der Ruf, den er 1789 als Professor der Griechischen Sprache an die Universität Bonn erhielt. Der Churfürst Maximilian, bekanntlich ein eifriger Beförderer der wahren Aufklärung, nahm sich seiner vorzüglich an und schützte ihn gegen die Ränke und heimlichen Kabalen der orthodoxen Pfaffen, für welche Schneider zu aufgeklärt lehrte und schrieb. Dieser, anstatt die ihm zugestandene Freiheit mit Vorsicht zu nützen fuhr fort, den Reformator zu spielen und da aufzuklären, wo er nicht verstanden wurde. Der Churfürst wurde endlich [122] so aufgebracht gegen ihn, daß er ihn im Mai 1791 entließ. Schneider, der seit dem Ausbruche der Französischen Revolution eifriger Democrat war, eilte unverzüglich nach Strasburg; hier erhielt er die Stelle des bischöflichen Vicars, und in der Folge wurde er zum öffentlichen Ankläger bei dem Criminalgericht in dem Departement des Nieder-Rheins gewählt. Anfänglich betrug er sich gut, und wurde wegen seiner Kenntnisse und seines Patriotismus allgemein geschätzt: aber bald entwickelte sich sein unruhiger und verderbter Charakter auch hier; er ward anmaßend, erlaubte sich unzählige Bedrückungen gegen seine Mitbürger und kränkte jeden Rechtschaffenen durch sein trotziges, absprechendes Betragen. Als angeblicher Mitschuldiger des Strasburger Maire Dietrich wurde er nach Paris gebracht und am 1. April 1794 guillotinirt. Mehrere haben ihn für einen Märtyrer der guten Sache gehalten, der er aber sicherlich nicht war. Mit einem hellen Verstande verband er ein sehr verderbtes Herz; das Gute beförderte er meistentheils nur aus Laune und wenn es ihm nicht viel Mühe kostete. Unter seinen Gedichten finden sich einige schätzbare Stücke; auch hat er einige andere Werke theologischen Inhalts bekannt gemacht, welche Lob verdienen. Aber seine Unmäßigkeit in sinnlichen Ausschweifungen erstickte in ihm die Stimme der Vernunft; und die Undankbarkeit, deren er sich gegen seine Wohlthäter schuldig machte, war kein undeutlicher Zug seines schlechten Herzens.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 122-123.
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