Das Carneval

[235] Das Carneval, auch Carnaval, 1) (in den Kirchengebräuchen) die Zeit vor dem Feste der heil. drei Könige bis zu Anfange der vierzigtägigen Fasten, oder Aschermittwoch (im Deutschen Fastnacht). 2) Die gewöhnlichen Carnevals-Lustbarkeiten. Unter diesen letztern sind vorzüglich das Carneval zu Venedig und das Carneval zu Rom berühmt. Das Carneval zu Venedig ist das berühmteste und längste aller Europäischen Feste. Es fängt allemal nach Weihnachten an; die Lustbarkeiten sind Schauspiele, Redouten, die Vergnügungen des Marcusplatzes, und zuweilen bei Besuchen großer Fürsten, noch eine Regatta, oder ein Wettrennen in Böten. Die Redouten, bei welchen die Hazardspiele die Hauptsache waren, haben seit dem Verbot dieser Spiele im J. 1774 sehr viel verloren. Wirklich machte dieses Verbot, daß das Jahr darauf das Carneval wenig von Fremden besucht wurde; als aber bald darauf das Spiel in allen Provinzen Italiens verboten wurde, so trat das berühmte Carneval wieder in seine alten Rechte. Nächst diesem giebt es auch in Venedig ein zweites Carneval, die Venetianische Messe, welche auch das Himmelfahrts- und Bucentaurenfest [235] heißt: das erstere, weil es gewöhnlich am Himmelfahrtstage anfängt; das zweite, weil man die Ceremonie der Vermählung des Doge mit dem Adriatischen Meere damit verbunden hat. Es dauert vierzehn Tage; jedoch dürfen keine Charakter-Masken, sondern bloß Venetianische Dominoʼs getragen werden. Das Carneval zu Rom, von welchem uns Göthe eine treffliche Beschreibung geliefert hat, dauert nur acht Tage, und bestehet vorzüglich in Maskeraden und Wettrennen. Die Polizei ist dabei äußerst streng.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 235-236.
Lizenz:
Faksimiles:
235 | 236
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika