Der Torf

[199] Der Torf. Dieß wichtige und für manche Länder einzige Brennmaterial ist nach seinen wesentlichen Bestandtheilen nichts anders, als ein von vielen harzigen und filzigen Wurzeln durchwachsenes Moos, [199] welches sich an sumpfigen Orten erzeugt, und seine Nahrung von Wasser, von Gras, Moos und andern dazwischen verfaulten Materialien empfängt, und, nachdem es aus der Erde, meist in viereckigen Stucken, wie Backsteine, ausgegraben und hinlänglich getrocknet worden, zur Feuerung verbraucht wird. Je nachdem derselbe mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen ist, läßt er sich auch zum Brennen besser gebrauchen; und es ergiebt sich daher, daß die Beschaffenheit desselben sehr verschieden ist. Ob nun zwar gleich überhaupt der Torf – über welchen man noch nicht einig ist, ob er zu dem Mineral- oder dem Pflanzen-Reiche zu rechnen sei – zu den schlechtesten Feuerungsmaterialien gehört, indem theils seine Ausdünstungen beim Verbrennen sehr unangenehm sind, und die ausgegebene Hitze nur mäßig ist; so gewährt er doch für holzarme Gegenden ein sehr wohlthätiges und schätzbares Product, besonders da man in neuern Zeiten denselben theils in Meilern (wie die, worin das Holz verkohlt wird), theils in besondern Oefen zu verkohlen gelernt hat. Ueber dieß ist der Torf da, wo nur almählige und anhaltende Heitzung erfordert wird (z. B. beim Schmelzen, bei Siedereien, bei metallurgischen und chemischen Operationen), sehr brauchbar; auch empfiehlt man die Asche davon als ein sehr gutes Düngungsmittel. – Uebrigens ist das Torfbrennen schon in den ältesten Zeiten in den Niederlanden, im Westphälischen und Niedersächsischen, wo viel Moor- und Heideland sich befindet, üblich gewesen; und heut zu Tage wird es in sehr vielen Gegenden Deutschlands, in Frankreich, England, Schweden, Rußland etc. ausgeübt. Ja, in Deutschland ist sogar auf hohen Bergen (z. B. aufm Brocken) Torfboden zu finden. Als Handelsgegenstand ist der Torf nicht von Wichtigkeit; indessen ist er in Holland als solcher noch am bedeutendsten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 199-200.
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