Die Flibustier

[32] Die Flibustier, berühmte Seeräuber im vorigen Jahrhunderte, welche Einfälle in Westindien thaten, ehe noch die Engländer und Franzosen daselbst Niederlassungen hatten, und deren Angriffe vorzüglich gegen die Schiffe und Colonien der Spanier gerichtet waren; eine Gesellschaft, welche einen äußerst schwachen Anfang hatte, aber durch einen bewundernswürdigen Muth und ein nie geträumtes Glück das Schrecken der Spanier und das Erstaunen ihres Jahrhunderts ward. Sie hatte ihren Ursprung von den Franzosen, welche die Spanier aus der Insel St. Christoph vertrieben, und die sich mit einigen Engländern, Holländern und andern verwegenen Leuten vereinigten. Als sie auf St. Domingo mächtig genug waren, nahm sie Frankreich in Schutz; und zu Ende des vorigen Jahrhunderts haben sie sich in ordentliche Colouisten verloren. Sie hießen Flibustier von dem Holländischen Namen gewisser Fahrzeuge (Flibot, Blieboot), mit denen sie ihre [32] ersten Unternehmungen anfingen: und von dem Boucaniren oder Räuchern des Fleisches nach Art der Wilden, wurden sie Boucaniers genannt. Neuerlich hat der Französische Nationalconvent das Gemählde der Flibustier den Fränkischen Seeleuten zum Vorbilde aufgestellt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 32-33.
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