Die Sundischen Inseln

[457] Die Sundischen Inseln in den Ostindischen Meeren sind ein zahlreicher Archipelagus, der auf beiden Seiten der Linie von Malacca an bis an die Molukkischen Inseln sich erstreckt; vier von ihnen sind besonders außerordentlich groß und merkwürdig, nehmlich Sumatra, Java, Borneo und Celebes, welche letztere von Einigen zu den Molukkischen Inseln (s. dies. Art.) gerechnet wird. Alle zusammen haben die trefflichsten Producte, und treiben mit den Europäern, hauptsächlich den Engländern und Holländern, welche beide hier sehr ansehnliche Besitzungen haben beträchtlichen Handel. Ihre Einwohner sind entweder Eingeborne, die größten Theils schwarz oder schwarzgelb sind, oder Malayen, die später angekommen [457] sind, und eine gelbliche oder braune Farbe haben: erstere sind meist Heiden, letztere Muhamedauer. – Die westlichste der vier genannten Inseln, Sumatra, liegt gleich unter Malacca, wird vom Aequator zu zwei gleichen Theilen zerschnitten, hat aber dessen ungeachtet ein sehr mildes Clima, ist reich an Gold, an Gewürzen, hauptsächlich an Pfeffer, begreift über 8000 Quadratmeilen, und besteht theils aus unabhängigen Provinzen, wohin besonders die innern Bezirke gehören, deren Einwohner ganz wild und fast ohne alle bürgerliche Verfassung leben, theils aus Ländern der Engländer und Holländer. Die Engländer besitzen hier die Präsidentschaft Bencoolen, deren Regierung zu Fort Marlborongh ist, und viele Factoreien, auch die nicht weit davon liegende Prinz Wallis-Insel oder Pulo Penang (seit 1784); den Holländern gehört die Festung Padang, ihr Hauptsitz daselbst, die Oberherrschaft über das Königreich Palembang und andere Plätze. – Von Java s. die Art. Java und Batavia. – Borneo ist die größte unter allen Ostindischen Inseln, und unter allen bekannten auf der Erde; denn sie begreift über 14,000 Quadratmeilen (also weit mehr als das jetzige Frankreich). Sie liegt ostwärts von Sumatra und nordwärts von Java, gerade unter der Linie. Sie hat schwarzgelbe und schwarze Einwohner, die theils Heiden, theils Muhamedauer oder Malayen sind, und eine rohe und mörderische Lebensart führen. Das Innere ist gebirgig und wenig bekannt. Es giebt hier viele Gewürze, Reis von vorzüglicher Güte, und einen großen Ueberfluß an Diamanten. Das Land selbst hat mehrere Könige und Rajahs, und Holland, England und China haben hier viele Factoreien, treiben auch sehr starken Handel. England hat ein Stück von der Nordostküste, Holland die Provinzen Sukadana und Landak und mehrere Länder; ein Stück der Nordostseite gehört dem Sultan der Suluhinseln (s. Ostindien), und das Uebrige gehört den Eingebornen. – Uebrigens liegt zwischen Sumatra und Borneo die berufene Sundische Meerenge, durch welche man nach den östlichen Theilen von Asien kommt. – Ostwärts davon, und größtentheils jenseits des Aequators nach Süden zu, liegt die ebenfalls sehr große Insel Celebes oder Macassar, [458] mit der Hauptstadt Macassar. (Eigentlich heißt die Westküste Macassar, die Ostküste Celebes.) Sie begreift über 4000 Quadratmeilen, ist sehr bevölkert, und ihre Einwohner sind schwärzlich, außerordentlich wild und kriegerisch, und zum Theil Muhamedauer. Die Holländer besitzen hier die Hauptstadt Macassar, nebst vielen andern Plätzen und einigen zinsbaren Provinzen; das übrige Land ist in lauter kleine Staaten abgetheilt, und man findet hier viel Gold, Reis, Baumwolle, Sandelholz etc. – Die übrigen beinahe unzähligen Sundischen Inseln sind klein und unbedeutend.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 457-459.
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