Ionische Inseln

[455] Iōnische Inseln (die) oder die Siebeninseln-Republik, ist ein seit 1815 gegründeter Staat, der aus sieben größern und mehren kleinern Inseln besteht, welche zusammen einen Flächenraum von etwa 47 ! M. besitzen und an den Küsten Albaniens, Livadiens und des Peloponnes (Morea) liegen. Die größern Inseln sind: Korfu (im Alterthume Corcyra), Paxo, Santa Maura (das alte Leukadia), Zante (ehemals Zakynthus), Cefalonia, Theaki (das alte Ithaka) und Cerigo (sonst Cythera). Alle diese Inseln tragen Berge, welche in Cefalonien bis zu 5000 F. sich erheben, haben wenig Holz und wenige Quellen, sind jedoch in den Ebenen und Thälern fruchtbar. Hier gewinnt man Weine, Rosinen, Corinthen, Oliven, schönes Obst, Südfrüchte, Reis, Kermes und Baumwolle. Auch Honig, Seesalz, Schwefel, Erdpech, Steinkohlen und Marmor werden gewonnen. An Getreide aber ist Mangel. Das Klima ist schön, aber Orkane und Erdbeben suchen oft die Inseln heim. Ursprünglich bildete jede der schon in frühen Zeiten bewohnten Inseln einen eignen Staat, bis Alexander der Große und nachmals die Römer sich derselben bemächtigten. Nachdem sie längere Zeit einen Theil des byzantinischen Kaiserreichs gebildet hatten, nahm sie im 13. Jahrh. Neapel und im 14. Jahrh. Venedig in Besitz, welches sie gegen die Türken behauptete. Als Venedig 1797 den Franzosen in die Hände fiel, hatten die Inseln ein gleiches Schicksal, bis Russen und Osmanen sie 1799 eroberten und 1800 der russ. Kaiser Paul aus ihnen die Republik der sieben vereinigten Inseln bildete. Sie hatten ihre eigne Regierung und sollten unter dem Schutze der Pforte stehen. Aus innern Wirren ging 1803 eine neue Verfassung hervor und diese bestand bis 1807, wo die Franzosen sich der Insel abermals bemächtigten, aber nur Korfu behaupteten. Endlich wurden die Inseln als Vereinigter Staat der ionischen Inseln durch Rußland und England 1815 unter brit. Schutz gestellt. Ein von England eingesetzter Lord Obercommissair leitet den Staat, eine Volksversammlung von 40 Deputirten hat die gesetzgebende Gewalt, die ausübende ein aus sechs Mitgliedern bestehender Senat, welcher in Korfu (s.d.) seinen Sitz hat. Die 175,000 Einwohner sind in 6 Städte, 17 Marktflecken und 375 Dörfer vertheilt und sind bis auf 8000 Italiener, 860 Briten und 5500 Juden griech. Stammes, sprechen auch ein unreines Griechisch und bekennen sich, bis auf 35,000 Katholiken, zur griech. Kirche. Ihre Hauptnahrungszweige sind Ackerbau, Viehzucht, Bienenzucht, Fischerei, Seidenbau, Ölbau und Handel. Sie besitzen viele Schulen, darunter zwei Gymnasien und eine 1823 gestiftete Universität zu Korfu.