Mariane Kirchgeßner

[313] Mariane Kirchgeßner, (geb. zu Waghäusel um 1770) eine große, leider! aber blinde Virtuosin auf der Harmonica. Im vierten Jahre verlor sie durch die Blattern und den schwarzen Staar ihr Gesicht gänzlich. Bei ihrer großen Neigung zur Musik lernte sie schon in den frühesten Jaheen ohne Anweisung viele Stücke auf dem Claviere spielen: der Reichsprälat, Freiherr v. Beroldingen ließ ihr nachher die Harmonica beim Kapellmeister Schmidtbauer in Carlsruhe erlernen; und so ward sie durch diese Unterstützung und durch eignen Fleiß eine der größten Virtuosinnen für dieses Instrument. Ihr schmelzendes Adagio, das Hinsterben und Wachsen der Töne, die Fertigkeit, mit welcher sie sogar Concerts, Quartetten etc. auf der Harmonica spielt, reißen zur Bewunderung hin. Auf ihren Reisen (seit 1791) nach Wien, Berlin, Leipzig etc. und neuerlich (1796) nach Stockholm, Hamburg etc. hat sie den einstimmigen Beifall der Kenner und Liebhaber, und, wenn anders die Nachrichten hierüber sich bestätigen, ganz neuerlich in London das schönste Geschenk – ihr Gesicht wieder erhalten.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 313.
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