A-b-c-bücher

[4] A-b-c-bücher oder Fibeln nennt man Bücher, in welchen die Buchstaben und die Anfangsgründe des Lesens enthalten sind. Da man früher nicht einsah, was sich an einem solchen Buche verbessern lasse, so behielten sie Jahrhunderte hindurch dieselbe Form, die sich selbst bis auf das Bild des an den Beinen gespornten Hahns, auf der letzten Seite, erstreckte. Den ersten Schritt zur Verbesserung derselben glaubte der Buchdrucker Ballhorn zu Lübeck um die Mitte des 16. Jahrh. zu thun, als er in der von ihm gedruckten Fibel den Hahn ohne Sporen und neben ihm ein Paar Eier abbildete. Da er dieser Änderung wegen sein A-b-c-buch auf dem Titel ein verbessertes nannte, so heißt noch jetzt ballhornisiren soviel als abgeschmackte Veränderungen vornehmen oder Etwas verschlechtern, anstatt zu verbessern. Das erste A-b-c-buch mit zweckmäßigen Versen und Bildern, die sich auf die einzelnen Buchstaben beziehen und deren Aussprache erleichtern sollen, gab Weiße, der Verfasser des Kinderfreundes zu Leipzig heraus. Nach ihm lieferten die besten A-b-c-bücher Pestalozzi, Stephani und Krug. – – A-b-c-kraut oder A-b-c-daria heißt eine Pflanze auf der Insel Amboina und Ternate, deren Wurzel und Blätter einen sehr scharfen Geschmack haben. Man läßt sie dort die Kinder genießen, um ihre Zunge beweglicher zu machen und ihnen dadurch die Aussprache der arabischen Zischlaute zu erleichtern. – A-b-c-schützen nannten im Mittelalter die sogenannten fahrenden Schüler die kleinern mit ihnen herumziehenden Knaben, welche ihnen durch Betteln und Stehlen, was man in der Burschensprache noch jetzt Schießen nennt, den nöthigen Lebensunterhalt verschafften.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 4.
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