Annaberg

Annaberg

[86] Annaberg, die berühmte Bergstadt im erzgebirgischen Kreise des Königreichs Sachsen, verdankt ihre Entstehung dem gegen Ende des 15. Jahrh. auf dem Schreckenberge stark betriebenen Bergbau auf Silber.

Die Gegend am Abhange des basaltischen Bilbergs, wo die ersten Anlagen zur Stadt gemacht wurden, war so öde und mit dichten Waldungen bedeckt, daß sie nur die wilde Ecke oder das Hungerland genannt wurde und Abgeordnete des Herzogs Georg von Sachsen es für unmöglich erklärten, daß in dieser Wildniß eine Stadt gedeihen könne. Allein binnen einem Jahre, 1496–97, ward durch den Fleiß der Bergleute die neue Stadt erschaffen, worauf sie von dem Kaiser Maximilian, 1501, den Namen St.-Annaberg erhielt. Ihr Schicksal war fortan eng mit dem des Bergbaues verknüpft; furchtbare Verheerungen erlitt sie im dreißigjährigen Kriege, wie sie denn auch zu verschiedenen Zeiten durch großes Brandunglück heimgesucht wurde. Als der Bergbau, der noch gegenwärtig daselbst auf Silber, Zinn und Kobalt betrieben wird, an seiner Ergiebigkeit nachließ, legten sich die Einwohner auf andere Erwerbszweige, unter denen das Spitzenklöppeln, welches um 1561 von Barbara Uttmann, der Frau eines reichen Bergherrn in A., eingeführt wurde, die meiste Verbreitung gefunden hat. Wie noch jetzt die Stadt einen bedeutenden [86] Spitzenhandel treibt, so ist sie auch der Hauptsitz der erzgebirgischen Bandmanufactur. Sie ist meist bergig, die Häuser aber sind ziemlich gut gebaut und mit Schiefer gedeckt; sie zählt über 4000 Einw., hat ein Lyceum mit einer Bibliothek von 19,000 Bänden, eine Sonntagsschule, ein gutes Waisenhaus und ein Bergmagazin. Die schöne, der heil. Anna geweihte Hauptkirche war sonst reich geziert und hatte unter Anderm die Apostel lebensgroß von gediegenem Silber, die aber zur Zeit der Reformation eingeschmolzen wurden. Auch besitzt die Stadt eine sogenannte Bergkirche, die einzige in Sachsen, an welcher ein besonderer Bergprediger angestellt ist. Zum Gedächtniß Weiße's, des Verfassers des Kinderfreundes, der in A. am 28. Jan. 1726 geboren war, wurde daselbst 1826 eine Stiftung zur Erziehung armer verwaister Knaben des Erzgebirgs gegründet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 86-87.
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