Arrakatscha

Arrakatscha

[125] Arrakatscha oder Aracacho nannten sonst und auch noch jetzt die Handelsgärtner irriger Weise eine kleine, längliche Frühkartoffel; allein die Arrakatscha ist eine ganz andere, von der Kartoffel verschiedene Pflanze, welche zu den Doldengewächsen gehört, wie Möhren, Pastinaken, und mit dem Schierling am nächsten verwandt ist, ohne jedoch, wie dieser, giftig zu sein.

Wohl aber hat sie mit der Kartoffel gleiches Vaterland, indem sie an dem Andengebirge in Südamerika, namentlich in den Provinzen Santa Fé und Bogota einheimisch ist, doch soll sie auch in Susa am Atlasgebirge in Afrika vorkommen. Schon vor mehren Jahren versuchte man sie in England anzubauen, und von da ist sie auch nach Deutschland gekommen, wo sie aber vorerst nur im Süden gedeihen dürfte, bis sie nach und nach sich an das Klima gewöhnt; doch liebt sie keineswegs sehr heiße Gegenden, wo sie vielmehr zu sehr in Blätter und Stengel schießt. Die weiße, gelbe oder auch purpurrothe Wurzel aber ist es, welche diesem Gewächs Werth gibt und hinsichtlich deren es noch Vorzug vor der Kartoffel verdient. Bei der Pflanzung, wozu ein tiefer, leichter, schwarzer Boden erfoderlich, werden die Wurzeln in mehre Stücke geschnitten, von denen man jedem ein Auge läßt und diese nicht allzutief in die Erde gelegt. Schon binnen drei bis vier Monaten treiben sie Wurzeln, welche in Gestalt und an Größe einem Kuhhorn gleichen und genießbar sind. Doch kann man sie auch länger in der Erde lassen, wo sie dann noch viel größer werden, ohne deshalb an ihrem guten Geschmack zu verlieren. Sie gleichen an Festigkeit den besten Wallnüssen, werden wie die Kartoffeln zubereitet, schmecken sehr angenehm und sind eine leichte und gesunde Speise. Nicht so mehlig, wie die Kartoffeln, geben sie, zu Brei gekocht und in Gährung versetzt, ein magenstärkendes Getränk.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 125.
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