Cadet

[361] Cadet hießen in Frankreich zuerst die jüngsten, dann überhaupt die jüngern oder nachgeborenen Söhne Adeliger, für die man bei damaliger ungetrennter Vererbung der Familiengüter an den Erstgeborenen nicht besser sorgen zu können glaubte, als wenn man sie dem geistlichen und vorzüglich seit dem Ende des 17. Jahrh. dem Offizierstande bestimmte. Sehr häufig erhielten sie in der Wiege schon Offizierspatente und da ihre Erziehung dennoch nicht immer dieser Bestimmung angemessen war, so errichtete Ludwig XIV. für solche oft mittellose junge Edelleute in Frankreich zuerst besondere Unterrichtsanstalten, welche Cadettenhäuser und deren Abtheilungen der militairisch erzogenen Schüler Cadettencorps genannt wurden. Nach diesem Muster stiftete man ähnliche militairische Erziehungsanstalten 1692 in Sachsen, sowie später in Preußen und andern Ländern, in welchen anfänglich nur Söhne von Edelleuten, später auch die verdienter Offiziere bürgerlicher Herkunft, endlich auch andere junge Leute Aufnahme fanden, welche sich für den höhern Kriegsdienst ausbilden wollten. In unsern Tagen sind in Deutschland diese nicht mehr zeitgemäßen Institute meist aufgehoben oder in allgemeine militairische Bildungsanstalten verwandelt worden, die jedoch mitunter den frühern Namen beibehalten haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 361.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: