Davy

Davy

[518] Davy (Humphry), einer der berühmtesten Chemiker der neuesten Zeit, geb. 1778 zu Penzance in der engl. Grafschaft Cornwall, war der Sohn eines Landmanns, erhielt in einer Privatlehranstalt die Grundlage zur gelehrten Bildung und kam im 15. Jahre zu einem gewöhnlichen Wundarzte, die in England zugleich Apotheker sind, in die Lehre.

D.'s Talente hatten sich frühzeitig durch außerordentliche Fassungskraft und Neigung zur Dichtkunst ausgesprochen und trieben ihn jetzt zu allerlei selbständigen Naturbeobachtungen und Versuchen, über die seine Lehrlingsgeschäfte freilich vernachlässigt wurden. Nachdem D. seinen Lehrherrn verlassen, verfolgte er seine naturwissenschaftlichen Bestrebungen mit ungetheiltem Eifer, wußte mittels selbstgefertigter, anscheinend höchst unvollkommener Instrumente die sinnreichsten Beobachtungen anzustellen und wendete sich endlich vorzugsweise der Chemie zu. Durch die zufällig erworbene Bekanntschaft eines engl. Gelehrten kam D. nach Bristol zu dem Naturforscher Beddoes und erwarb sich hier, wo es an wissenschaftlichen Hülfsmitteln nicht mangelte, binnen Kurzem solchen Ruf, daß er im 22. Jahre zum Lehrer der [518] Chemie an dem neuerrichteten kön. Institute zu London berufen ward. Schon 1803 wurde D. Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu London und 1820 Präsident derselben, legte jedoch 1827 diese Würde nieder und begab sich zur Herstellung seiner Gesundheit nach dem Festlande; allein auf der Rückreise von Rom, wo er eine schwere Krankheit kaum überstanden hatte, ereilte ihn der Tod am 30. Mai 1829 zu Genf. Die Wissenschaften sind durch D. vielseitig bereichert und die gemeinnützige Anwendung geeigneter Entdeckungen befördert worden, wozu namentlich seine langjährigen Vorträge über Agriculturchemie beitrugen; eine seiner wichtigsten gemeinnützigen Entdeckungen war aber die 1815 von ihm angegebene und später noch verbesserte Sicherheitslampe, welche die Bergleute wider die höchst gefährliche Entzündung brennbarer Luftarten in den Gruben sicherstellt. Sie besteht im Wesentlichen aus einer runden Lampe von Blech, welche von einem sehr seinen, etwa eine halbe Elle hohen und cylinderförmigen Drahtgewebe umgeben ist, das oben eine Metallplatte schließt. Der untere Theil des Drahtgeflechts, in das die brennende Lampe durch Schrauben befestigt wird, ist etwas weiter geflochten, um den Luftzug zur Lampe zu begünstigen, als der obere, der verhüten muß, daß unten etwa eingedrungenes und an der Flamme entzündetes Gas oben hinausbrennt und die Entzündung nach außen fortpflanzt. Sehr seines Drahtgeflecht von mehr als 100 Öffnungen auf den !Zoll hat nämlich die Eigenschaft, die Fortpflanzung der Entzündung mitten in brennbaren Luftarten zu hemmen und diese Eigenschaft nimmt mit der Feinheit derselben fortwährend zu, indem sogar glühender Draht, je dünner er ist, je weniger ein verbrennliches Gas zu entzünden vermag.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 518-519.
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