Davoust

[518] Davoust (Louis Nicolas), Herzog von Auerstädt und Fürst von Eckmühl, franz. Marschall und Pair, einer der berühmtesten Feldherren Napoleon's, geb. 1770 in einer adeligen Familie zu Annou im ehemaligen Burgund und zu gleicher Zeit mit Napoleon auf der Militairschule zu Brienne gebildet, zeichnete sich nach seinem Eintritte in die Armee durch umsichtige Tapferkeit, namentlich unter Dumouriez in den Schlachten von Jemappe und Neerwinden so aus, daß er schon 1793 zum General ernannt ward. Ein gegen den Adel gerichtetes Decret nöthigte ihn jedoch, seine Entlassung zu nehmen; bald aber trat er wieder ins Heer und focht in den nächsten Feldzügen der Revolutionsheere mit zunehmender Auszeichnung. Napoleon lernte ihn in den ital. Feldzügen und in Ägypten besonders schätzen und ernannte ihn, nach, dem er aus kurzer Kriegsgefangenschaft bei den Engländern zu Livorno, in welche er auf seiner Rückreise aus Ägypten gerieth, nach Toulon zurückgekehrt war, zum Divisionsgeneral und Oberbefehlshaber der Cavalerie der ital. Armee. Nach der Schlacht von Marengo ward er Chef der Grenadiere der Consulargarden und nach Napoleon's Erhebung zum Kaiser, Reichsmarschall und Generaloberst der kais. Grenadiergarde. Nach dem presburger Frieden, welcher der Feldzug von 1805 beendigte, in welchem sich D. vorzüglich in der Schlacht bei Austerlitz ausgezeichnet hatte, blieb er mit seinem Corps in Deutschland, gewann in dem zunächst folgenden Kriege mit Preußen die Schlacht bei Auerstädt und ward dafür nach dem tilsiter Frieden mit der Würde eines Herzogs von Auerstädt belohnt. D. verweilte hierauf in Warschau und Breslau und ward bei der Auflösung der großen Armee Oberbefehlshaber der Rheinarmee. Neue wichtige Dienste, welche er Napoleon in dem 1809 erneuten Kriege mit Östreich, vorzüglich in den Schlachten von Eckmühl und von Wagram, leistete, hatten nach dem Frieden seine Ernennung zum Fürsten von Eckmühl zur Folge, der sich 1811 die zum Generalgouverneur des hanseat. Departements anschloß. Dem unglücklichen Kriege gegen Rußland wohnte D. ebenfalls bei, stand dann mit seinem Corps in Sachsen, von wo er nach Sprengung der Elbbrücken zu Meißen und Dresden mit 50,000 M. Franzosen und Dänen nach Mecklenburg marschirte, durch den General Walmoden aber zurückgedrängt, den 31. Mai 1813 Hamburg besetzte, wo er sich zwar glänzend vertheidigte, allein durch die furchtbare Härte, mit der er die Bevölkerung behandelte, die Verwünschungen derselben verdiente. Er foderte und erpreßte großentheils sogleich eine Summe von 48 Mill. Francs, weil Hamburg sich feindlich gegen Frankreich gezeigt hatte, ließ im Nov. das baare Geld der Bank, fast 71/2 Mill. Mark Banco, in Beschlag nehmen, in der rauhen Jahreszeit gegen 30,000 Menschen aus der Stadt treiben und die Wohnungen von mehr als 8000 einäschern. Erst im Mai 1814 trat D. auf Befehl Ludwig XVIII. den Oberbefehl in Hamburg an den jetzigen Marschall Gérard ab, kehrte nach Frankreich zurück und blieb ohne Anstellung, bis Napoleon von Elba zurückkam und ihn zum Kriegsminister ernannte. Gleichwol that er nach der Schlacht bei Waterloo nichts, um Napoleon's Sache zu retten, sondern als die Verbündeten gegen Paris vorrückten, schloß er als Oberbefehlshaber den 3. Jul. mit Blücher und Wellington eine Militairconvention ab, nach der er die noch aus 45,000 M. bestehende franz. Armee hinter die Loire zurückführte. Hier unterwarf er sich mit derselben dem Könige Ludwig XVIII., verlor jedoch das Commando, wurde aber später dieser freiwilligen Unterwerfung wegen wiederangestellt, 1819 Pair von Frankreich und starb am 1. Jun. 1823.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 518.
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