Livorno

[756] Livorno, eine Stadt im Gebiete von Pisa im Großherzogthume Toscana, liegt am mittelländischen Meere und ist jetzt die bedeutendste Handelsstadt Italiens. Sie hat 55,000 [756] Einw., unter denen 22,000 Juden, welche zwei Drittheile der Stadt besitzen. Sie hat enge aber gerade Straßen und schöne Vorstädte und ist von Festungswerken eingeschlossen. Ein herzogl. Palast, eine prachtvolle Synagoge, eine armenische Kirche, eine türk. Moschee und ein großes Ölmagazin sind die wichtigsten Gebäude der an Alterthümern und Kunstschätzen armen Stadt. Der Hafen, ein Freihafen, wird durch auf zwei Felsenklippen stehende Thürme und ein altes Castell geschützt. Für Kriegsschiffe hat dieser der Verschlämmung ausgesetzte Hafen nicht hinreichende Tiefe, und jene müssen daher auf der Rhede anlegen. Um den Hafen geht ein 600 Schritt langer Molo, welcher oben gepflastert ist und zum Fahren gebraucht wird. Vor dem innern Hafen liegt ein Platz, auf welchem die marmorne kolossale Bildsäule des Großherzogs Ferdinand III. steht. Eine Brücke führt von da zu dem äußern Hafen. Vor dem Hafen steht auf einer Klippe im Meere ein Leuchtthurm. Stadt und Vorstädte werden durch einen langen Spaziergang getrennt, welcher gli Sparti heißt; andere Spaziergänge gewähren der Molo, die Piazza d'armi, der Weg nach dem Wallfahrtsorte Monte Nero. Vor der Stadt liegt eine vorzügliche Quarantaineanstalt mit drei Lazarethen. Wichtig sind besonders die Korarallenfabriken, welche jährlich für 40,000 Gulden Waare herstellen, die Rosogliobrennereien, die Gerbereien, Färbereien, Papier- und Tuchfabriken. Im Hafen laufen jährlich über 4000 Schiffe ein. L. ist noch gegen Ende des 13. Jahrh. ein offener Flecken gewesen und hat besonders der Zerstörung des Hafens von Pisa sein Aufkommen zu danken. Alexander von Medici hat nachher die Stadt befestigt und Cosmo I. sie für einen Freihafen erklärt. Im Revolutionskriege und durch das gelbe Fieber im J. 1804 hat die Stadt sehr gelitten, seitdem sich aber wieder mächtig emporgeschwungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 756-757.
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