Moschee

Moschee

[195] Moschee ist der allgemeine Name der türk. Bethäuser, der auch den vornehmsten Tempeln der Mohammedaner beigelegt wird, welche eigentlich Dschamies heißen.

Die Moscheen sind gewöhnlich im Viereck gebaut, haben von Mauern umschlossene Vorhöfe mit Brunnen zu den gebotenen Waschungen und zeichnen sich durch zahlreiche, mit Blei gedeckte Kuppeln und einen oder mehre sehr schlanke Thürme aus, die Minarets heißen und mit Galerien versehen sind, von[195] denen herab Priester, die eigentlich blind sein müssen, um die auf den Dächern der Häuser und in den Hofräumen etwa verweilenden Frauen nicht erblicken zu können, täglich fünfmal die Gläubigen zum Gebete rufen. Gewöhnlich sind öffentliche Schulen mit den größern Moscheen verbunden, die sehr ansehnliche Einkünfte aus liegenden Gründen besitzen. Von den 13 kaiserl. Moscheen oder Sultansdschamien zu Konstantinopel ist die aus der ehemaligen Sophienkirche gebildete die älteste und berühmteste; nach ihr folgt die 1610 vom Sultan Achmed gegründete und daher Achmed-Moschee genannte welche im ganzen türk. Reiche die einzige mit sechs Minarets ist und die am Atmeidan oder der ehemaligen byzantinischen Rennbahn erhöht auf einer Terrasse liegt. Sie besteht aus zwei Vierecken, von denen eins den Vorhof, das andere die Moschee bildet, die 100 Schritte ins Gevierte einnehmen soll und von der eine Ansicht des Innern umstehend gegeben ist. Die Hauptkuppel derselben wird von vier 36 Ellen im Umfange haltenden Säulen getragen und ist von vier großen und mehren kleinen Kuppeln umgeben. Der Sultan besucht diese Moschee vorzugsweise an den drei großen mohammedan. jährlichen Festen, und von ihr aus geht die jährliche Pilgerkaravane nach Mekka ab. Andere berühmte Moscheen sind die zu Mekka und die Omar's zu Jerusalem (s.d.). Das Innere der Moscheen ist gewöhnlich sehr einfach und selten mit Mosaik, Schnitzwerk u. dgl. verziert, wie in der Sophien- und Achmedmoschee. Der Eingang wird mit Ketten so verhangen, daß man nur gebückt hineinkommen kann; Bänke und Stühle sind nicht vorhanden. Eine in der Wand erhöht angebrachte Nische oder eine Art Schrank, Mihrab genannt, gibt die Richtung nach Mekka an, wohin der Mohammedaner beim Gebet sein Gesicht wenden soll; eine Art Kanzel ist für den vornehmsten Priester daneben, der aber selten Vorträge hält und noch ein erhöhter Ort für den Vorleser der Gebete angebracht. In den kaiserl. Moscheen befinden sich außerdem noch links vom Mihrab eine Art Pavillon, zu dem 23 steile Stufen führen und von dem aus zu gewisser Zeit das Glaubensbekenntniß und die Verdammung der Nichtmohammedaner durch den Obern der Moschee ausgerufen wird, sowie eine vergitterte Betzelle für den Sultan. Sonst erhielt mit seltenen Ausnahmen kein Christ Erlaubniß, das Innere einer Moschee zu betreten, was aber unter der Regierung des jetzigen Sultans Mahmud II. nicht mehr schwierig ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 195-196.
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