Synagoge

[346] Synagōge, Judenschule ist bei den Juden der Name der gottesdienstlichen Versammlungen und der Name des Orts, an welchem dieselben stattfinden. Sie erhielten ihren Ursprung im Exil und wurden zur Wiedererneuerung des verfallenen Jehovadienstes und zur Unterweisung im göttlichen Gesetze anfangs auf Feldern, freien Plätzen und an den Ufern der Flüsse gehalten. Durch Esra (s.d.) wurden sie nach der Rückkehr in das Vaterland eine feststehende Einrichtung in allen jüdischen Städten. Der Rath gesetzkundiger und erfahrener Männer, dessen sich Jener hierzu bediente, wird die große Synagoge genannt. Nach dem Muster des Tempels zu Jerusalem wurden die Synagogen auf erhabenen, freien Plätzen in den Städten angelegt und ihre Bestimmung bis zur Zerstörung desselben war: Unterweisung im Gesetz und Erweckung des lebendigen Eifers in demselben. Den ersten gottesdienstlichen Versammlungen der Christen waren die Gebräuche und Einrichtungen der Synagogen zu Grunde gelegt, wie Beten, Singen, Vorlesen aus der h. Schrift, Gemeindeälteste und Gemeindediener, der Gebrauch der Verstoßung und Wiederaufnahme in die Gemeinde. Versammlungsörter der Juden zur religiösen Feier des Sabbaths und der jüdischen Feste gibt es bekanntlich noch jetzt. Der Dienst in denselben besteht im Beten, Singen, Lesen des A. T. und Anhören eines religiösen Vortrags. Ehedem konnte ein Jeder einen religiösen Vortrag halten, jetzt sind hierzu die sogenannten Rabbiner bestellt. Die Gebete werden von Allen, welche in der Synagoge gegenwärtig sind, wenn ein Vorbeter den Anfang begonnen hat, laut gesprochen; daher zur Bezeichnung des verworrenen, unverständlichen Durcheinandersprechens der Ausdruck Judenschule. Zu dem Synagogenpersonale gehören außer dem Oberrabbiner (Archisynagogus), der das Rituale leitet, und dem Vorbeter, einige Älteste, Synagogenaufwärter und Einsammler der Almosen. Auf der östl. Seite der Synagoge befindet sich die sogenannte Lade Aaron's; sie soll an die Bundeslade erinnern und in ihr werden die fünf Bücher Mosis aufbewahrt. Gegen sie verneigt sich der Israelit bei seinem Eintritt in die Synagoge. In der Mitte derselben, oder in der Nähe des Eingangs steht ein länglicher Altar, auf dem sich ein Leuchter mit sieben Armen oder Nebenleuchtern befindet. Die Jüdinnen sind von den Männern durch ein Gitter getrennt; sie können den Vortrag anhören und den ganzen Synagogenritus deutlich sehen, nicht aber die Männer. Letztere haben während der ganzen Versammlung das Haupt bedeckt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 346.
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